16 - Gran Canaria

Stadthafen – da ist einiges los. Menschen, die auf den Schiffen wohnen und Segler, die kurz vorbeikommen und wieder wegfahren. Oft zu hören: Sirenen der ambulancia und guardia civil.
August 19

Das Himmelsungeheuer

Zuerst möchte ich noch den Vorabend der Abreise von Fuerteventura zeigen. Die Stimmung war mystisch – die eingerollte Wolke über den Bergen hat sich gegen Abend tiefschwarz in ein Ungeheuer verwandelt. Doch geregnet hat es nicht!

Sandbilder

Fast kreisrund – drittgrösste Insel der Kanaren

Wir segeln einen Tag von Fuerteventura nach Gran Canaria. Kaum angekommen, erwacht wieder unser Entdeckergeist. Den haben wir auf Fuerte etwas verloren. Hier auf dieser Insel leuchtet uns von weitem schon wieder Grünes entgegen. Das tut gut nach den kargen Inseln. Im Stadthafen legen wir an. Er ist gross, neben einer belebten Strasse und trotzdem relativ ruhig. Auf dem gleichen Steg, an dem wir unseren Liegeplatz haben, entdecken wir die unterschiedlichsten Schiffe. Von sehr modern, gross und teuer bis zu kaputt und total verlebt. Auf allen Schiff entdecken wir lustige Details; jeder hat seine eigenen Ideen,etwas zu befestigen oder zu verstauen.

Natürlich ziehen wir gleich los in Richtung Altstadt. Jetzt gibt es mal wieder richtig viel zu entdecken, vor allem für mich – Fotosujets😊 Die schönen Gassen und Häuser erstaunen uns, das haben wir nicht erwartet. Auch wurde da viel Farbe eingesetzt. Fast jedes Haus hat eine andere Nuance. Auf den Kanaren sind die schmalen Balkone aus Holz sehr typisch; die unzähligen Varianten könnten locker ein ganzes Buch füllen.

Auch Velofahrer werden hier glücklich!

Sauber ist die Stadt. Die Hundebesitzer sind anscheinend dazu angehalten, den Abfall mittels Säckchen zu entfernen, aber auch das Flüssige ihres Hundes zu neutralisieren. Jeder hat eine Flasche mit Wasser (und eventuell Zusatz) dabei und spritzt es nach dem Markieren drüber. Vom Regen wird es hier eigentlich nie entfernt – das passiert zu selten.
Die wenigsten Häuser sind jedoch in einem guten Zustand. Viele haben nur eine Fassade und hinten ist es verfallen, der Anstrich ist beschädigt und teilweise sind Balkone abgesperrt oder Passagen verriegelt. Trotzdem ist es schön, die Vielzahl der aufwendigen Details zu entdecken. Es ist erstaunlich wie viel Arbeit früher für den Bau eingesetzt wurde. Wir sehen viele hübsche Verzierungen. Was in südländischen Orten sowieso immer auffällt, sind die Elektroninstallationen!

Leider entdecken wir hier unzählige von den Viechern, die wir gerne nicht sehen würden. Nämlich Kakerlaken. Es ist hier schon etwas tropischer und diese Ungetüme haben hier die idealen Lebensbedingungen: viel Nahrung, viel Wärme und Feuchtigkeit. Wir tun alles,wirklich alles, damit diese unliebsamen Tierchen keinen Zugang zu unserem Schiff kriegen. Nach jeder Stadt- oder Hafentour untersuchen wir unsere Schuhe nach zertretenen Spuren und beim kleinsten Verdacht waschen wir die Schuhe, bevor sie auf das Schiff dürfen. Wir hoffen sehr, dass wir diese Haustiere verhindern können. Ruedi hat es bei seiner letzten Reise geschafft – er hatte keine. Aber er ist damals auch viel vor Anker gelegen und nicht in Häfen wie wir im Moment.

An der Hauptpromenade in der City gibt es eine Beschäftigung, der viele sehr gerne nachgehen: Auf dem Bänkli hocken, palavern und Leute beobachten, die vorbei gehen. Vor allem ältere Menschen sitzen da gerne rum. Und es ist wirklich lustig und spannend, was da alles vorbei läuft! Gegen Abend zur Tapas-Zeit wird die Stadt richtig lebendig. Da wird flaniert, was das Zeug hält. Überall sitzen sie in den Strassenrestaurants und geniessen die kleinen Häppchen und dann wird richtig gequatscht und gelacht. Spanier gehen ja frühestens nach 22 Uhr zum Abendessen.

Las Palmas – Strassenfeger mit Palmenwedel-Besen. Ah – las palmas!

Lieblingsbeschäftigung.
Chicas.

Gäste aus der Schweiz

Es ist soweit – wir haben die ersten Gäste auf dem Schiff, die wirklich hier bei uns wohnen. Dafür haben wir die Vorkoje auf der PASITO ausgeräumt und Platz für die Besucher gemacht. Für uns ist das etwas Aufwand, nicht immer wissen wir wohin mit allem Zeugs. Aber wir freuen uns auf Abwechslung, Gesellschaft und Neuigkeiten von zuhause. Im Hafen finden wir einen TO-Stützpunkt und machen uns mit René bekannt. Er kommt aus Deutschland und ist hier seit elf Jahren stationiert. Er kennt alles hier und vermittelt uns ein Mietauto. Wir holen Susi und Ruth auf dem Flughafen ab. Die Wiedersehensfreude ist gross 😊

Nach dem ersten Austausch von Neuigkeiten,Informationen und die erste Nacht auf dem Schiff, nehmen wir zusammen das Inselinnere in Angriff. Mit dem Auto suchen wir die Bergdörfer und Nord- und Westküste auf. Leider gibt es auf Gran Canaria keine schönen Ankerbuchten. Gerne hätten wir ihnen dieses Erlebnis mitgegeben. Aber im Süden der Insel ist es so voll Touristen, dass wir davon absehen auch dorthin zu gehen. Wenn wir ankern, müssen wir Acht geben, dass der Schwell nicht zu stark ist. Sonst gibt es für die Gäste eine schaukelnde Horrornacht. Dies wollen wir nicht. Und die Häfen sind klein und voll, teuer und von wandelnden Menschen überfüllt. Damit sie trotzdem zu einem echten Segelerlebnis kommen, suchen wir einen Tag mit günstigem Wetter resp. Wind, lösen die Leinen und segeln eine Runde. Es hat dann allerdings relativ heftige Wellen – Susi und Ruth kriegen plötzlich sehr grosse Augen – aber es scheint Spass zu machen. Wir hoffen, es hat ihnen wirklich Freude bereitet.

Dafür lernen sie das Leben auf dem Schiff kennen. Die Enge der Kojen und wohin man sein ganzes Zeugs hin verstaut. Das ewige gegenseitige Ausweichen, wenn man aneinander vorbei will. Das Suchen und wieder Verräumen des Geschirrs in der ungewohnten Küche. Das viele draussen sein; bereits am Morgen nehmen wir unser Frühstück im Cockpit ein. Geduscht wird in der nahen Hafendusche, die ist hier angenehm gross und sauber, denn auf dem Schiff duschen wir nur am Anker. Wenn ein Ausflug geplant ist, dauert es seine Zeit, bis jeder seine sieben Sachen zusammen hat. Rucksack, leichter Pulli, Sonnenbrille,Sonnencreme und -hut, die Flasche Trinkwasser und das übliche sonst. Und wohin mit allen Schuhen….

Kurvig in die Berge

Um in die Bergdörfer zu kommen, überwinden wir unzählige kleine Kurven. Die Häuser liegen hier sehr verstreut, die Dörfer sind klein und sehenswert. Wir erwischen ein Wochenende mit viel Aktivitäten. In einem Ort bereiten sie einen Jogging-Wettlauf vor, im anderen eine Auto-Rallye. In Las Palmas bauen sie Konzertbühnen für das Musik-Festival auf. Für uns gibt es einfach viel zu beobachten 😊

Arucas mit filigraner und imposanter Kirche. Denkmalgeschütztes Stadtzentrum.
Tejeda im hügeligen Inselinneren. Endlich etwas Grün.
Blick Richtung Teneriffa – der Teide ist im Nebelmeer nur zu erahnen.
Santa Brigida – eben einer dieser Elektroinstallationen!
Volksfest und viel Folklore in Santa Brigida.

Schroffe Küste und heisse Berge

Weiter über nicht endende Kurven, den Bergen und Küste entlang, erreichen wir die Westseite von Gran Canaria. Tief beeindruckt über diese imposanten Hänge mit schroffen Felsen und viel Grasbüscheln, staunen wir zum Auto hinaus. Überall anhalten geht nicht – so viele Ausweichstellen hat es hier nicht. Steile Küste mit tiefblauem Atlantik und weit hinten ist Teneriffa zu erahnen. Die Strecke zieht sich dahin und ergibt einige Kilometer. Im Landesinneren entdecken wir viele grosse Flächen, welche mit Plastikfolien abgedeckt sind. Darunter wächst Gemüse, Obst und vor allem Bananen. Es sieht fast gespenstisch aus hier; es scheint von Menschen verlassen und ist es doch nicht.
Doch dann erreichen wir Playa de Mogan – und wir sind geschockt. So viele Badegäste hier, das haben wir nicht erwartet. Allerdings ist heute Sonntag und alle sind da. Langsam kommt auch die Ferienzeit der Spanier. Wir spüren, wie überall mehr Familien mit Kindern auftauchen.

Playa de Mogan - nichts für uns!

Tanzende Lichtreflexionen auf dem Schiffsrumpf.
Zur Abwechslung eine Hafenrundfahrt mit dem Dinghy.
Segeltörn.

Unsere Gäste verlassen uns dann wieder und fliegen zurück in die Schweiz. Wir bringen sie mit dem Auto zum Flughafen. Bei jedem Abschied, ob von Besuchern oder wenn wir andere Segler kennen gelernt haben, ist es schwer und tut weh. Die Tage danach sind irgendwie leer.

Doch wenn plötzlich ein Telefonanruf kommt und wer fragt «wo seid ihr – wir kommen auch dort hin», dann geht es los mit der Vorfreude auf das Treffen.

Happy Hour

Partiremos mañana para Tenerife !

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