72 - Marquesas

Hiva Oa, Tahuata und Fatu Hiva.
Juni 22

Drei weitere Inseln

Bereits am Vorabend holen wir unseren Heckanker ein. Das ist etwas umständlich, denn am Heck hinten haben wir keine Rolle und Winsch zum Bergen des 20 kg schweren Ankers mit Kette. So binden wir einen Fender dran und lassen los, heben den Hauptanker, machen die Rolle frei, fahren mit dem Bug zum Fender, holen das Seil hoch bis zur Kette (die dann mit dem Anker verbunden ist) und heben den Anker via Rolle und Winsch an Bord. Danach alles wieder Ummontieren und Hauptanker wieder setzen. Fertig.

Die meisten setzen einen leichten Klappanker aus Aluminium ein, der kann einfach mit dem Dinghy runtergelassen werden und auch relativ einfach wieder eingeholt werden. Unser Heckanker ist vom Vorgänger, weggeben wollten wir diesen nicht. Er hält besonders gut. Aluminiumanker können tricky sein. Das kriegen wir in Ua Pou bei unserem Nachbar mit. Sein Aludings nur mit Seil ohne Kette hat nicht gehalten, in der Nacht schwoite das Boot hin und her und rundherum - am Morgen hatte er ein Riesenwirrwar aus Frontankerkette und dem Seil des Heckankers. Fluchend vertrieb er sich die Zeit mit Entwirren.

Bei Tagesanbruch segeln wir los zur nächsten Insel Hiva Oa. Allerdings nicht lange, es hat kaum Wind. Das haben wir uns aber so ausgesucht, denn Hiva Oa liegt zu östlich, bei viel Wind kommt er unangenehm direkt auf die Nase. Und so wird es ein sehr gemütliches Motorsegeln.

Vor der Abfahrt decken wir uns noch mit Früchten ein. Bananen und Pampelmusen.
PASITO liegt gleich hinter den beiden Katamaranen in der Bildmitte. Atuona auf Hiva Oa.
Chris wollte unbedingt dorthin, wo Paul Gauguin gemalt hat. Was hat er hier empfunden? Die Antwort kommt nicht einfach so.
Seine Originalbilder habe ich als Jugendliche schon im Basler Kunstmuseum bewundert.
Brel mit seiner Jojo.
Tiki.
Zu gerne würde ich so eine Holzschale mitnehmen. Wird mir die aber in Australien weggenommen? Holz ist problematisch bei der Einfuhr!

Auf Hiva Oa in Atuona, liegen zwei Berühmtheiten begraben. Paul Gauguin (1848-1903), der Maler aus Frankreich, und Jacques Brel (1929-1978), der Chansonnier und Schauspieler aus Belgien. Das Museum ist einfach und hübsch gemacht und vermittelt einen guten Eindruck dieser Persönlichkeiten. Ihre Grabstätten liegen oberhalb des Dorfes mit einem wunderbaren Ausblick zum Meer.

Der Hafen von Atuona gefällt uns. In einer kleinen Bucht liegen die Segelboote in flachem Wasser, normalerweise mit Heckanker (damit mehr Schiffe Platz haben). Der Dinghysteg ist endlich mal wieder angenehm, das Parkieren fällt hier einfacher. Dann gibt es zwei Wege zum Ort, entweder dem Strand entlang und einem steilen, sehr schmalen und manchmal glitschigen Pfad nach oben zur Strasse. Oder der Strasse entlang, zuerst etwas ins Tal und bei den vielen Früchtebäumen entlang (eingezäunt! Also nichts zum Mitnehmen!), ein Umweg von ca. 2 km; aber angenehm zum Laufen.

Der Ort selbst ist sympathisch - eine Post, ungefähr drei Läden, ein Rathaus, Gendarmerie ein Restaurant, eine Bank und das Artisanal mit den Handwerken der Polynesier. Hier werde ich schwach bei einer Tuschezeichnung auf Rinde. Die polynesischen Zeichen und Ornamente sind superschön, das könnte ich mir stundenlang anschauen. Auch die Tattoos, fast jeder hat hier diverse auf dem Körper, sind faszinierend schön - erzählen Geschichten der Tätowierten.

 

Das grosse Versorgungsschiff TAPORO IX wird heftig erwartet. Es hatte eine Panne, musste in Tahiti repariert werden und kommt nun mit rund zehn Tagen Verspätung an. Viele Einheimische stehen am Pier und warten auf ihre bestellten Waren. Auf der Insel sind der Treibstoff und das Gas ausgegangen, auch diverse Lebensmittel sind knapp. So kriegen wir hautnah mit, welche Wichtigkeit diese Versorgungsschiffe haben. Am nächsten Tag bringen wir unsere Campinggasflaschen zum Befüllen, doch wir gehen leer aus. Zu viele wollten dies auch! So müssen wir weiter warten. Ungünstig für uns, unser Gasvorrat wird langsam knapp! Wir testen daraufhin unsere Alternative: Generator plus Induktionskochfeld. Dieses haben wir damals noch in La Gomera auf den Kanaren gekauft, heute sind wir dankbar dafür. Brotbacken geht allerdings nicht mehr; mein OMNIA funktioniert nur auf Gas und der Backofen ebenfalls. Aber ich habe ein Rezept für Brot aus der Pfanne. Und improvisieren sind wir Segler ja eh gewohnt!

Wir treffen hier ein paaraltbekannte Segelcrews, wie MARE 1, MAKEHMO, OPHELIE X, MATARIKI und LUPINA. Mit LUPINA ziehen wir auch weiter zur nächsten Insel TAHUATA.

Kurz vordem Eindunkeln trifft sie ein: Taporo IX.

TAHUATA, warum verzauberst du so?

Diese Insel Tahuata zieht uns, seit wir sie zum ersten Mal sahen, in ihren Bann. Ist es ihre sympathische Form und den vielen Farbnuancen der Felsen oder die sanft hügelige Landschaft mit den vielen Ziegen und freilaufenden Pferden? Auf jeden Fall gefällt sie. Diverse Buchten auf der geschützten Westseite laden ein.

Unsere erste Buchtbesitzt einen goldfarbenen Sandstrand. Wir sehen Palmen, Hütten und ein am Strand sitzenden Hund, der aufs Wasser rausschaut. LUPINA und PASITO geniessen zuerst Mal die Aussicht, für den folgenden Tag ist ein gemeinsamer Landausflug geplant.

Mit zwei Dinghies fahren wir zum Strand. Vorher haben Ruedi und ich die anrollenden Wellen gutbeobachtet. Wo landen wir am besten? Doch als wir näher kommen sieht alles ganz anders aus. Schnell gibt Ruedi nochmal heftig Gas, hebt den Aussenborder hoch, wir stoppen, wir jumpen aus dem Boot, gucken rasch, was die Wellen machen, richten das Boot so aus, dass es nicht quer zur Welle steht und diese das Boot nicht aufstellt, schnappen uns die Griffe und ziehen es hoch an Land. Schwein gehabt, das ging gerade nochmal gut!

Schnell leisten wir auch der Crew von LUPINA etwas Hilfe. Solche Strandlandungen sind immer mit grösster Vorsichtig zu machen. Wie schnell kann man sich da verletzen oder etwas im Wasser verlieren.

Zuerst schauen wir uns nach einem Weg ins Landesinnere um, doch da ist nicht viel. Die Hütte ist verlassen, allerdings bewohnt. Vielleicht ist der Mensch auf Jagd? Ein Pferd, eine Katze, Hühner. Und sein Hund, der begrüsst uns äusserst herzlich und freut sich total auf diese Besucher! Er lässt uns keinen Augenblick aus den Augen und begleitet uns überall hin.

 

Kokosnüsse locken uns an: Ruedi und Köbi öffnen mit ihren einfachen Werkzeugen die äusseren Schalen – Kokosnuss haben wir zum Apéro besonders gern. Dann holen wir noch Pampelmusen, Limetten und kleine Mangos. Dies hat es hier zum Überfluss, zum Teil verfaulen die Früchte noch am Baum.

Als wir mit den Dinghies wieder zu unseren Schiffen fahren – schwimmt uns der Hund nach. Er will nicht, dass wir gehen. Als er nach einer Weile doch wieder zurück am Strand ist, heult er lauthals. Zum Herzerweichen!

Das ist Tahuata.
Interessante Kontraste.
Kokosnüsse en masse. Wir kommen!
Da liegen sie friedlich nebeneinander. Die kleinen und grossen Boote.
Sogar Kokosnüsse haben Tattoos 😉
Treuer Brownie zu unseren Füssen. (Danke Pia für’s Fotografieren).
Brownie kennt dies wohl schon.
Brucht grad no e chli Chraft!
Brownie will uns nicht gehen lassen. Er braucht lange, bis er zurück an Strand schwimmt 😊.

Abenteuerlicher Dinghysteg

Ein weiterer Stopp bringt uns nach Vaitahu. Ein kleiner hübscher Ort. Eine Post, zwei kleine Läden mit dem Nötigsten, ein geschlossenes Restaurant (der öffnet nur für grössere Touristengruppen), eine Gemeinschaftshalle und eine gut besuchte Snackbar am Ufer.

In der Halle (nur ein Dach ohne Wände) wird kräftig ein Tanz trainiert. Es sind alles junge Menschen, sie haben bald eine Vorstellung.

Nachdem sie fertig sind, treffen wir viele davon in der Snackbar wieder. Sie haben alle ein casse crout (Sandwich, wie sie es hier nennen) in der Hand. So bestellen auch wir und haben es zusammen lustig. Ganz tolle Stimmung, so richtig lebensfroh.

 

Eigentlich wollten wir die kommenden Tage noch etwas das Land erkunden. Aber der Wind und vor allem die Wellen sind heftig geworden. Der Dinghysteg ist schutzlos so angelegt, dass du, die Wellen beobachtend, anlegen musst. Da geht es vor und zurück, hoch und runter.

Wuuuhu, sowas mag ich gar nicht (Chris). Und das Dinghy dort lassen, fällt extrem schwer, weil es vielleicht dann etwas kaputter ist!!  Man könnte das Dinghy auch an Land heben, es hat Stufen, die dies ermöglichen. Unser Dinghy ist relativ leicht, es könnte gehen.

Wir entscheiden uns, in die nächste Bucht zu fahren, vielleicht liegt man da ruhiger. Und tatsächlich - hier passt es wieder. LUPINA fährt Richtung Hiva Oa zurück; müssen dort etwas reparieren lassen. Wir werden uns bald wieder treffen.

Ja, gleich kommt das casse-croûte!
Et voilà!
Waschmaschinen (im Einsatz) stehen meistens vor dem Haus und rosten langsam vor sich hin.
Luftig und ohne geschlossene Wände. Die Kirche.
So was kriegt man nicht jeden Tag zu sehen!

Wasserfall und Wanderung

Fatu Hiva ist die letzte Insel, die wir auf den Marquesas besuchen. Die Bucht vor Hanavave ist beeindruckend. Wie ein Schnitt im Berg liegt der Ort da, umrandet von gigantisch hohen Felsen, die selbst wie Tikis aussehen. Darauf turnen schwindelfrei und geübt die Ziegen rum!

Auch hier gibt es nicht viel. Ein paar einfache Häuser, viele frei herumlaufende Hühner. Wir entdecken fast in jedem Garten ein Schwein, das grunzend auf sich aufmerksam macht.

Unser erster Ausflugführt uns zum Wasserfall. Unterwegs öffnet sich der Himmel - es giesst in Strömen! Okay, dann gehen wir zum nassen Wasserfall halt wirklich nass. Statt im Wasserbecken davor baden, duschen wir den ganzen Weg! Der Wasserfall hat auch wirklich viel Wasser (was nicht überall der Fall ist), der Weg ist wunderschön durch üppige Vegetation. Unterwegs treffen wir zwei Waldarbeiter, sie warnen uns vor Steinfall.

Was für ein Empfang auf Fatu Hiva.
Ja, jetzt bitte kein Stein von oben 😊
Nur daran vorbeilaufen geht gar nicht. RR

Training für die Oberschenkel und Waden

Der erste Bootseigner will uns nicht mitnehmen (und verweist auf Emanuel, der fährt jeden Tag), der zweite will viel zu viel Geld und Emanuel hat ausgerechnet heute frei und kommt nicht!

Der Plan war, mit dem Boot nach Omoa, dem nächsten Ort an der Küste, zu fahren und von dort über die Berge zurück nach Hanavave zu wandern. Was machen wir denn jetzt? Okay, wir laufen dann halt mal los.

Zuerst geht es wirklich steil den Berg hoch, auf betonierter Strasse, ungefähr 4 km lang. Jetzt geht die Strasse in Naturweg über, noch leicht rutschig vom Regen in der Nacht. Es ist nicht mehr so steil, geht aber konstant aufwärts. Wenn ein Auto kommt (und das ist sehr selten), hätten wir gefragt, ob wir mitfahren dürfen. Aber wenn eines kommt, ist es voll.

Die Hänge der Hügel sind herrlich bewachsen mit kleinen Büschen und vielen Gräsern. Sieht farbig aus, völlig bunt mit kleinen Blumen dazwischen. Im Hintergrund die massiven Bergrücken, immer wieder halb in Wolken verhangen. Das Lichtspiel der Sonne und schnell dahinziehenden Wolken malt herrliche Bilder und Stimmungen in die Landschaft. Es windet sehr heftig und in Böen.

 

Bevor es runter geht nach Omoa stoppen wir. Wie kommen wir wieder zurück? Finden wir ein Auto mit Platz für uns? Finden wir den empfohlenen Typ, der uns mit dem Boot zurückbringt? Oder ist der grad nicht da oder will nicht? Der Weg geht auch hier wieder ungefähr 400 Höhenmeter runter. Falls wir zurücklaufen müssten? 400 m hoch, 15 km Strecke, 400 m runter.

Wir entschliessen uns nicht runterzulaufen, sondern umkehren und zu Fuss zurück. Wir müssen Omoa nicht unbedingt gesehen haben, die Wanderung ist uns wichtig.

Irgendwo picknicken wir, es schmeckt lecker; nur der heftige Wind nervt uns leicht. Aber es ist wunderschön hier oben.

Wieder zurück in Hanavave warten wir vor dem Laden geduldig, bis er wieder öffnet und leisten uns eine Glacé und eine gekühlte Cola! Die Beine sind nun echt müde, zufrieden machen wir es uns im Cockpit gemütlich. War toll heute, hat Spass gemacht.

Ganz rechts im Bild, ist der Wasserfall von gestern zu sehen.
Es geht ganz schön hoch hinauf. Mittendrin liegt PASITO.
Dramatische Kulisse – die Berge sind schroff.
So einen komfortablen Picknickplatz haben wir gar nicht erwartet.
Unglaublich diese Stimmungsvielfalt.
Am Ufer hängen sie gesalzene Fische zum Trocknen auf. Schmecken sehr fein.
Zurück an Bord ein Gruss eines Mantas. Vielleicht können wir diesen noch unter Wasser kennenlernen?

Jetzt bestimmt das Wetter, wann wir weiter ziehen zu den Tuamotus. Dann ist fertig mit hohen Bergen, dann gibt es wieder flache Sandinseln und klares Wasser und Riffe zum Schnorcheln. Hey, Fische, wir kommen!

 

Bye.

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