100 - Ostküste Australien

Küstenhopping.
Dezember 23

Segeln an der australischen Ostküste

Das Schöne am Segeln der australischen Küste entlang ist, dass wir die meisten Etappen an einem Tag schaffen. Nur zwei Mal müssen wir noch durch die Nacht fahren. So zum Beispiel die erste Etappe von Southport/Gold Coast nach Iluka (Yamba). Früh morgens um 6 Uhr heben wir den Anker und kommen am nächsten Tag nach 25 Stunden in Iluka an. Alles ist noch ganz verschlafen hier und absolut friedlich ruhig.
Hier haben wir uns nach den Gezeiten gerichtet und fahren bei High Tide rein, damit wir die untiefe Einfahrt und ihren vorgelagerten Bänke aus Sand und Sedimenten ohne Zwischenfall meistern. Doch nach den Tuamotus in der Südsee ist alles nicht so kompliziert, damals war das noch eine ganze Stufe anspruchsvoller.

Bei der Einfahrt werden wir von einigen Fischerbooten überholt. Die Wellen draussen vor dem Kanal sind relativ stark!
Absolut ruhiger und gut geschützter Liegeplatz.

Iluka / Yamba

Wir liegen absolut sicher im Ankerfeld hinter schützenden Steinmauern. Tiefe so ca. 2 m, unser Tiefgang ist bei 1,7 m. Der Dinghysteg ist grosszügig und sauber, die diversen Tonnen warten, das Abgeben des Abfalls in Australien ist überall gratis. Für uns Segler ist dies sehr luxuriös und eine Erleichterung. Auf den kleinen Inseln war das immer unangenehm, manchmal auch schwierig. Es gab Orte, da fandest du keine einzige Tonne! Wohin dann mit dem Zeugs? Sie wissen es ja selber nicht und wollen dies nicht auch noch von Fremden übernehmen.

Iluka ist sehr ländlich, beschauliche klein aber äusserst charmant. Ein paar Läden und Boutiquen, überall freundlich grüssende Leute. Auf dem Campground halten sich vor allem Rentner auf. Hier kommst du mit jedem rasch ins Gespräch. Am Wochenende treffen auch die Jungen und Familien mit Kindern ein. Wir bestaunen einen rassigen Campervan und die Besitzer erzählen von ihrer jahrelangen Reise rund um Australien. Jetzt im höheren Alterhaben sie sich hier niedergelassen.

Am Ufer finden wir eine provisorische Bar mit Snack-Restaurant, die Stimmung ist gut hier. Nebenan wird das neue Gebäude mit Hotel gebaut. Ein Australier Glen spricht uns an, setzt sich zu uns, das Gespräch ist interessant und locker. Er findet unsere Webseite selber raus und schreibt uns später. Welch schöner Kontakt.

Am Strand laufen wir lange entlang, der Wind bläst uns hart um die Ohren, die Wellen branden laut tosend ans Ufer. Am Ende der Bucht klettern wir über die Felsen nach oben und - vor unserer Nase steht eine kleine Känguru-Familie! Wir alle sind kurz erschrocken und starr, wir Menschen erholen uns zuerst und bewegen uns langsam zur Seite weg. Vor allem ein Känguru sieht sehr kräftig aus, seine Schultern und Oberarme erinnern an einen Bodybilder! Respekt und Vorsicht ist angebracht. Eines hat in seinem Beutel noch einen jungen Joey. Wir geniessen dieses zufällige und unerwartete Zusammentreffen.

Etwas andere Kaliber als in Europa!
Und dies hier, in einem kleinen besinnlichen Ort 😉
Seger’s Reef Bistro.
Damit wir beim starkblasenden Wind nicht allen Sand in die Augen kriegen, müssen wir ganz nah am Wasserlaufen…
…macht aber Spass! RR
Vor lauter schönen Strukturen im Gestein, kriege ich gar nicht viel um mich rum mit…
… und plötzlich stehen wir vor ihnen – Auge in Auge!! Er traut sich nochmals hin, ich bleibe lieber auf Distanz! Sie sind gross! Titelbild Blog 100 ist von Ruedi.

Coff's Harbour

Die zweite Etappe bringt uns nach Coff's Harbour.

Das grosse alte Holzpier liegt sehr dominant in der Bucht. Es ist wunderschön. Leider ist der Ankerplatz aber sehr rollig und nicht gerade angenehm. Schade.

Wir spazieren zu Fuss die 4 km bis ins Zentrum von Coff's Harbour. Quirlig ist es hier mit einer grosszügigen Einkaufsmall. Wir bleiben in einem Outdoor Camping Geschäft hängen, das uns völlig fasziniert. Die Produkte sind hochstehend und raffiniert und erfreuen jeden Outdoorfreak! Noch nicht unsere Welt, könnte sie es noch werden?

Plötzlich entdecken wir echte vanillecremige Cremeschnitten und können nicht widerstehen – oh, schmeckt das wieder mal fein! Das hatten wir schon ewig nicht mehr!

Gegen Abend treffen wir unsere beiden neuen Seglerfreunde Rick und Tony. Die beiden sind äusserst sympathisch, wir haben einen guten Abend zusammen.

Auch hier sind die Fischer zahlreich vertreten. Frühmorgens ziehen sie mit ihren Trawlern einer nach dem anderen los.
Unsere Courtesy-Ankerboje liegt ganz nah am Pier.
Ein imposantes Bauwerk!
Rick and Tony

Port Macquerie

Vor der Stadt finden wir eine freie Courtesy Boje, die ist frei zu nutzen. Es liegt sich ruhig und friedlich hier vor der kleinen Stadt. Die Einfahrt der Bucht ist mit einer Steinmauer gesäumt, dahinter der Campground. Viele Steine sind bunt angemalt, beschrieben, verziert – ein Bild nach dem anderen. Zwischendurch lesen wir auch traurige Worte, wenn junge Menschen beim Wassersport oder wie kürzlich hier, durch einen Haiangriff ihr Leben verloren haben.

Der Küstentrail ist toll. Der ist ziemlich lang, heute schaffen wir nicht alles, dazu sind wir zu spät losgelaufen. Vorbei an feinsandigen Stränden, über kleine Hügel mit Felsen, dann wartet ein Café – es gefällt uns sehr.
Beim Koala Hospital informieren wir uns über die Unterstützung und Pflege von verletzten und hilfsbedürftigen Koalas. Entweder durch Verkehrsunfälle oder viel auch durch Waldbrände landen sie hier und werden behandelt und gepflegt, falls möglich wieder ausgewildert.

Daneben finden wir das historisch bedeutungsvolle Roto House: Heute steht es als frei zugängliches Museum für jeden offen. Die beeindruckenden Räume mit der kargen Möblierung aus der Zeit des vorletzten Jahrhunderts, dazu die vielen schwarz-weiss Bilder und Geschichten der Familie sind faszinierend und fesselnd. Ein Café erwartet die Besucher, die sich dann draussen auf der Veranda oder im Gras im Garten mit den göttlichen Creme-Mandelcroissant und Blaubeer-Muffins verwöhnen lassen können! Auch die Lachs-Avocado-Bagels sind eine Wucht. Dazu können wir bunt-farbige kleine Loriis beobachten, die am Baum rauf und runter kraxeln. Ein echter Wohlfühlort.

Rick und Tony segeln weiter, wir bleiben noch etwas länger. Rick segelt nach Hause und Tony hat ein Housesitting-Job.

Dann gibt es wieder eine Nachtfahrt. Kurz nach Mittag um 13 Uhr starten wir und treffen am nächsten Morgen in der Nelson Bay ein.

Frühmorgens nähern wir uns Port Macquerie.
Unsere treue PASITO.
Es ist noch nicht offen…
…der Kookabura geniesst seine Ruhe. Er kommt seit ein paar Tagen her und lässt sich auch durch Gäste nicht stören!
Solche Wege machen immer Spass.
Viele Tiere kommen durch Brände ins Koala Hospital. Vielleicht schafft er es, ganz gesund zu werden.
Roto House – gebaut 1890. Restauriert 1980-1982.
Viel Geschichte.
Amazing ambiance.
Hier könnte ich stundenlang verweilen, vor mich hinträumen und Mandel-Croissant essen. (RR)
Sieht doch gluschtig aus?
Vor der Nase der kleine Lorii Papagei mit seinen Kletterpartien.

Port Stephens / Nelson Bay

Bei der Einfahrt in die Bucht begleiten uns lustige Bottlenose Delphine; sie sind gross mit langer Nase. Aufgeweckt gucken sie zu uns aus dem Wasser hoch!

Ganz geschützt ist die Nelson Bay und ich verliebe mich hier gleich. Die Boje liegt vor dem Strand, das heisst, hier gibt es immer etwas zu beobachten. Vor allem vormittags, wenn es noch nicht so heiss ist, tummeln sich Familien, Bade- und Schwimmfreudige hier. Endlich geht das mal ohne Probleme (Strömung, Haie, Quallen) und wird rege ausgenutzt.

Wir können mit dem Dinghy superkurz an Land hüpfen und die Gegend erkunden.

Der Hügel zum Meer hin ist ganz schön steil, die Aussicht oben einfach bombastisch. Es tummeln sich einige Leute hier oben, lustige kurze Kontakte kommen zustande. Das gefällt uns in Australien. Die Menschen sind immer für einen kurzen Talk zu haben. Völlig locker und unkompliziert.
Das Training für unsere Beine und die Lungen ist ebenfalls herzlich willkommen. Vor allem auch, weil es grad mal nicht so heiss ist.

Am nächsten Tag, es ist endlich wieder Montag, müssen wir weit laufen. Ich brauche einen Zahnarzt, gut fand ich so rasch einen, der mir hilft. Normalerweise muss man für einen Termin wochenlang warten (wie bei uns auch).

Jede Menge vornehme Strandhäuser stehen am Meeresufer, überall kann man vornedran entlanglaufen. Dies ist hier in Australien so bestimmt, der Zugang zum Wasser ist normalerweise für alle frei – wir finden dies herrlich. Wir staunen über die vielen verschiedenen Baustile. Im Moment sind sie fast alle leer, die Sommersaison ist erst am Anrollen. Doch wir ahnen, was für ein Fest dies bei Hochsaison sein wird.

Wir lieben solche Begrüssungen 😊
Von unserer Terrasse aus 😊, immer spannend, was da alles am Strand passiert. Dieser Mann läuft Kilometer hin und her.
So manches Haus könnte einem gluschtig machen zum Bleiben!
Ausruhen. (RR)
Drinnen Schlangestehen für die Bestellung, draussen warten. Dieser Snack ist über Mittag heissbegehrt…
…Fish & Chips.

Swansea

Eine kleine seichte Bucht, wir nutzen sie zum Übernachten. Wir sind sicher, da hätten wir auch Spannendes entdeckt. Es gibt hier Höhlen am Wasser, zugänglich bei Ebbe. Aber das müssen wir diesmal auslassen. Das Wetter zeigt uns eine gute Gelegenheit zum Weiterkommen an.

Pittwater / Morning Bay

Die Nähe zu Sydney wird spürbarer. Als wir in die Bucht reinfahren, bekommen wir zuerst einen Schock: was – so viele Schiffe hier! Finden wir da noch einen Platz zum Ankern?? Aber klar doch, die Buchten sind beim Näherkommen grösser als angenommen und überall hat es Bojen zum Festmachen. Manchmal werden wir weggeschickt, weil der Besitzer sie selber nutzen will. Aber das ist hier Usus und kein Problem. Gerade jetzt am Wochenende ist das richtig lebhaft. Trotzdem sind wir froh, noch eine Courtesy Boje (vom County betrieben und gratis) zu erwischen. Es ist Starkwind, Sturm und Gewitter angesagt. Und da unser Schiff doch knapp 11 Tonnen schwer ist, hoffen wir auf eine gutgewartete Boje. Das Gewitter mit wunderschönen Blitzformationen können wir geniessen, es ist nicht so nah. Der starke Wind trifft uns doch nicht, die Nacht wird ruhig. Prima!

Am nächsten Tag finden wir im Wald jede Menge gute Wanderwege. Es ist wunderschön und auch bizarr. Kürzlich war da ein Waldbrand, nun treibt die Natur wieder aus und bringt herrliche Muster hervor.

Sydney kommt näher!
In der Morning Bay vor der Wharf ankern wir.
Kaum da, schon ein schönes Spektakel in guter Distanz.
Sehr oft lösen diese Blitze gefährliche Brände in Australien aus. Wir kriegen es jeden Tag mit.
Kleine Höhlen kurz vor dem Gipfel, der doch knapp 700 m ü.M. liegt.
Unzählige Ankerbuchten, ruhige Gewässer, viel Natur und viele viele Schiffe. Pittwater.
PASITO, links unten, wartet geduldig.

Hier in dieser weitverzweigten Buchtenwelt könnten wir noch lange verweilen. Es tut grad etwas weh, dass wir weiter müssen. Aber Freunde warten in Sydney auf uns. So machen wir uns auf, auf unsere letzte Etappe bis zum gesteckten Ziel!

Bye

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