11 - Madeira

Erster Kontakt mit Madeira in der Ankerbucht Baia d’Abra. Rundherum eindrucksvolle Felsen.
Mai 19

Wanderweg Ponta de São Lourenço zum Pico do Furado

Auf der Überfahrt von Porto Santo nach Madeira haben wir fast keinen Wind. Das Meer ist tintenblau – leider haben wir diesmal kein einziges Tier gesichtet. Als erstes begrüsst uns wieder ein Leuchtturm auf einer vorgelagerten kleinen Insel, wie letztes Mal, als wir auf Porto Santo eingetroffen sind. Das Einlaufen in die Bucht Baia d’Abra ist eindrücklich, die Felswände sind steil, hoch und sehr bunt. Jede einzelne Gesteinsschicht ist zu sehen, und jede in einer anderen Farbnuance. Sehr schön!

Wir ankern auf 9 Meter Wassertiefe und lassen rund 40 Meter Ankerkette raus. Gleich danach gönnen wir uns einen Welcomedrink und sind glücklich über diese wunderbare Aussicht. Etwas später kommt der böige Wind und wir sind etwas unsicher, ob wir die Nacht wirklich hierbleiben wollen. PASITO schaukelt arg hin und her. Doch der Anker hält gut und wir wagen es. Unruhig werden wir in den kurzen Schlaf geschaukelt und können uns nicht so richtig erholen. Aber für dieses Erlebnis hier allein mitten in der Natur zu sein, nehmen wir dies in Kauf.

Am nächsten Morgen lassen wir unser Dinghy zu Wasser und landen etwas rockig am kleinen Strand. Die runden Steine sind vor allem bei Ebbe sehr glitschig und das Boot an Land zu hieven, ist nicht ganz einfach. Aber es geht gut, keiner fällt ins Wasser, und wir wandern auf den Klippen und Felsen entlang zum Pico de Furado. Die Rundumsicht ist bemerkenswert. Heute stimmt auch einmal das Wetter – blauer fast wolkenloser Himmel.
Es sind sehr viele Wanderer hier. Der in jedem Wanderführer empfohlene Weg ist mit seiner Kargheit und seiner Höhe ein Highlight auf dieser Insel. Er ist sehr steinig, links und rechts schauen wir immer wieder tief nach unten ins Meer.Auf der Hochebene wachsen viele Gräser, es erinnert an eine Steppe. Mittendrin haben sie einen Rastplatz gebaut mit einem Kiosk für die Verpflegung und Picknickplätze im Schatten für die Wanderer. Rundum stehen Palmen – sieht sehr idyllisch aus.
Wir wandern zurück zum Strand und geniessen immer wieder unsere PASITO von oben in der Bucht, wie sie so weiss daliegt und vor sich hinschaukelt. Das Dinghy vom steinigen Strand wieder ins Wasser zu bringen, davor graut uns. Die Wellen klatschen zum Teil sehr heftig ans Ufer. Und als wir es dann machen, geht es ganz einfach!

Fotografiert vom Dinghy aus während der Fahrt zum Strand.

Vom Boot aus beobachten wir den Pico do Furado im Abendlicht.

Die erste Levada

Nach den beiden Nächten am Anker beschliessen wir, einen Hafen anzulaufen. Es windet ziemlich stark, so dass wir etwas Erholung vom Schaukeln brauchen. Dazu ist das An-Land-gehen doch etwas zu mühsam – wenn auch abenteuerlich! So erreichen wir zwei kleine Buchten weiter Quinta do Lorde.
Am nächsten Tag wandern wir gleich los. Oberhalb Caniçal finden wir nach etwas Suchen den Einstieg in eine Levada. Dieser künstlichen Wasserleitung folgen wir gemächlich und haben Ausblick über den Ort und das Meer. Auf Madeira gibt es sehr viele Levadas, welche das Wasser an die nötigen Stellen leiten. Im Gebirge oben regnet es sehr viel und das Wasser fliesst in den Norden der Insel ab. Der Süden würde dabei trocken bleiben, wären da nicht diese Levadas – das raffinierte Bewässerungssystem, die Adern Madeiras. Im 15. Jahrhundert wurde mit dem Bau der Levadas begonnen. Damals pflanzte man vor allem Zuckerrohr und Wein an. Der Süden ist dazu ideal, weil die Sonneneinstrahlung, die Temperatur und die fruchtbare Erde stimmt. Dazu sind die Anbauebenen vor Wind geschützt und können auch im Winter bewirtschaftet werden. Weil die Levadas unterhalten werden müssen, verlaufen parallel dazu Trampelpfade oder sie führen durch Tunnels. Diese Wege sind heute auch für den Tourismus sehr wichtig und zum Wandern sehr geeignet. Die Geschichte dieser Levadas und alle Probleme und Lösungen über die Verteilung des Wassers sind übrigens sehr interessant. Durch den höheren Lebensstandard und die steigende Bevölkerungszahl steigt der Trinkwasserbedarf. Das sind hohe Herausforderungen für die Wasserversorgung und die Insel.

Wir freuen uns darauf, weitere Levadas abzuwandern.

Caniçal von oben.
Jeder Behälter ist für das Wasser-sammeln wichtig.
Jeder! Auch ausgediente Kühlschränke. Dazu Windschutz.

Windschutz

Das ist übrigens unser Hafen Quinta do Lorde, in dem wir Windschutz suchen. Allerdings gelingt das im Moment nicht so. Der Wind bläst hier heftig in Böen dem Hang entlang rein. Dafür sind wir relativ sicher vertäut am Steg.

Die Marina hat in unseren Augen ein etwas unausgeglichenes Preis-Leistungsverhältnis. Die Duschen sind sauber und in Ordnung aber der Unterhalt der Stege könnten etwas besser sein. Neben der Marina befindet sich gleich eine Hotelanlage. Sie sieht optisch fertig ausgebaut aus, ist sie aber nicht – es ist ein unfertiges Bauprodukt, an dem sich der Bauherr übernommen hat. Es hat einzelne Gäste, doch wie lange diese Touristenstätte überlebt… Was gut ist, sie sieht optisch angenehm aus. Nicht so ein Riesengebäude, sondern  mehrere verschiedene Häuser wohltuend in die Umgebung eingebettet. Am Meeresufer gibt es ein sicheres Meerwasser-Schwimmbecken. Dies dürfenwir von der Marina – gegen Aufpreis – auch mitbenützen. Dafür dürfen wir nicht ins Restaurant – dies steht nur den Hotelgästen zur Verfügung. Immerhin besitzt die Marina eine Grocery, in der wir Segler auch einkaufen dürfen! Weiter gibt es hier nichts, ausser einem Bus nach Caniçal, Machico oder Funchal.

Sobald der Wind etwas nachlässt, wollen wir nach Machico und dort in der geschützten Bucht wieder ankern.

Marina Quinta do Lorde.

zurück