12 - Funchal und der Westen

Vor Anker haben wir die Hauptstadt mit ihren Lichtern im Visier. Die Häuser überziehen alle Hänge, welche steil nach oben verlaufen.
Juni 19

Wunderschönes Nachtpanorama von Funchal

Nachdem wir den Osten von Madeira durchwandert haben, wollen wir nun die Hauptstadt besuchen. Der Wind ist immer noch sehr stark und wir lassen das Ankern in Machico bleiben und segeln gleich weiter nach Funchal. Langsam laufen wir im Hafen ein, er ist sehr eng und wir sehen keinen freien Platz. Also machen wir kehrt und suchen uns einen Ankerplatz vor der Stadt. Die Aussicht ist phänomenal. Vor allem nachts, wenn alle Lichter um die Wette leuchten. Herrlich.
Nach der ersten Nacht sind wir sicherer – der Anker hält.

Einen Haken hat es allerdings. Es schwellt und rollt wie wild. Das heisst, unser Schiff ist sehr lebhaft, alles muss festgehalten werden. Und jeder Schritt auf dem Schiff ist anstrengend. Kochen ist möglich, allerdings ist es schon lustig, wenn der Proviant und das Geschirr während dem Kochen von einer Ecke zur anderen rutschen! Nicht lustig! Wir haben beschlossen auswärts essen zu gehen, solange wir hier vor Anker liegen. Schlafen – naja, wenn wir genug müde sind, geht das auch 😊

Aussicht über die Stadt
Unser Nachbarboot

Die Blumeninsel gibt sich die Ehre

In Funchal besuchen wir als erstes den Mercado dos Lavradores. Die alte Markthalle ist zweistöckig mit einem herrlichen Innenhof und einer Fischhalle. Die Aussenfassade und der Eingang sind mit kunstvollen Fliesenmosaiken geschmückt.
Hier pulsiert es richtig. Das Angebot an frischem Gemüse, Obst und farbenprächtigen Blumen ist sehr vielseitig. Die Strelitzie – das Wahrzeichen von Madeira – ist hier stark vertreten. Überall werden Blumenzwiebeln und Samen angeboten – diese haben wir zum Teil auch an den Aussichtspunkten auf der Insel an mobilen Verkaufsständen gesehen. Beim Obst und Gemüse müssen wir zulangen. Frischer geht es fast nicht und es macht viel Spass auf diesem Markt einzukaufen.
In der Fischhalle ist es sehr interessant, hier werden Thunfisch, Schwertfisch, Meerbrassen, Meerbarben und Degenfisch (auf den komme ich später zurück) angeboten.

Tracht

Fischhalle

Auf Holzkufen den Berg runter

Am nächsten Tag laufen wir zu Fuss Richtung Monte los. Es ist sehr steil. Das Hinaufwandern geht nur langsam und wir keuchen den Berg hoch. Natürlich könnten wir auch den Bus, oder ein Taxi oder die Seilbahn nehmen. Aber wir wollen unserer Fitness bewahren und es tut gut, auf festem Boden zu laufen 😊.

Monte ist ein kleiner Bergort auf ungefähr 700 m ü. M. Hier ist die Niederschlagsmenge erhöht – alles ist besonders grün und üppig bewachsen. Hier thront auch die Wallfahrtskirche Nossa Senhora do Monte – erbaut 1818 im Barockstil. Der letzte Kaiser von Österreich-Ungarn ist hier begraben.
Neben der Kirche ist das traditionsreichste Verkehrsmittel der Insel zu bewundern. Hier starten die Korbschlitten mit den Holzkufen (carro de cesto), sie werden von den in weissgekleideten Korbschlittenführer (carreios) mit Strohhut bedient. Erstmals wurde dieses Transportmittel um 1850 eingesetzt. Wir wollen bei dem Touristenrummel nicht mitmachen. Aber wir haben unseren Spass daran, denn wir laufen die steile Strasse, auf der immer wieder ein Korbschlitten mit Gelächter der Insassen neben uns vorbeiflitzt, runter. Geht höllisch in die Beine!

Windstärke 25-30 Knoten

Am dritten Tag wollten wir eigentlich an Land. Aber der Wind kam dann doch etwas stärker! So können wir das Schiff nicht verlassen. Wir haben mit der PASITO noch nicht so viel geankert und müssen das Vertrauen, dass der Anker hält, erst aufbauen. Es ist heftig. Also bleiben wir. Ist auch heftig!! Aber am nächsten Tag sind wir viel schneller mit dem Dinghy an Land als sonst. Tut gut, wenn der Boden wieder stabil ist!

Mit dem öffentlichen Bus fahren wir den Hang hinauf nach Ribeiro Frio und wandern einer Levada entlang bis nach Portela. Es ist wunderschön. Zuerst geht es durch den Wald und später ändert sich die Ansicht und Stimmung immer wieder. Richtig abwechslungsreich.

Hafen teilweise geschlossen

Nach fünf Nächten verlassen wir Funchal und fahren weiter nach Calheta. Ja, fahren – es hat keinen Wind, wir müssen motoren. Das machen wir gar nicht gerne, schliesslich sind wir ein Segelboot und lieben es, mit dem Wind zu reisen. Still und leise!

Als wir den Hafen anfunken und nach einem Liegeplatz im Hafen fragen, erfahren wir, dass der Hafen teilweise geschlossen ist. Anfang Jahr gab es über dem Hafen einen Felssturz und nun müssen sie diesen Hang befestigen. Sie haben ursprünglich angenommen, dass dies in drei Monaten erledigt ist. Sie sind immer noch dran. Trotzdem erhalten wir einen Liegeplatz. Wir müssen zwar einige Einschränkungen annehmen. Zum Beispiel können wir uns nicht frei bewegen, wir dürfen die Stege nicht benutzen. Dafür bringt uns ein Taxi Boot vom Schiff an Land. Macht erst noch Spass, mit dem Hafenmitarbeiter zu schäkern! Duschen sind auch nicht verfügbar. Aber das haben wir ja an Bord. Strom und Wasser, das funktioniert. Und der Lärm tagsüber ist auszuhalten. Da sind wir ja eh unterwegs.

Unsere Schuhe werden nass und dreckig

Wir nehmen uns eine nächste Levada vor: Levada das 25 Fontes. Sie ist relativ kurz und wir sind froh, dass wir früh genug starten. Nach uns kommen immer mehr Wanderer. Überall kommt Wasser aus den Bergen und am Ende erwartet uns ein grosses Becken mit einem hohen Wasserfall. Weiter hinten nochmals ein See mit grossem Wasserfall. Sehr schön. Für durchtrainierte Wanderer finden wir noch Wege, die nicht mehr so bevölkert sind. Die sind zwar anstrengend, es geht steil hoch und runter, dafür sind wir fast allein unterwegs. Den ganzen Tag nieselt es schon und der Himmel kommt mit seinem Nebel immer weiter nach unten. Trotzdem ist die Wanderung schön.

«Wir Schweizer – die doch wissen, dass in den Bergen das Wetter rasch wechselt – nehmen immer eine Regenjacke mit. Ehem – haben wir vergessen!»

Wasserfall, rundherum grün, wie im Film

Langsame Busfahrt mit allen Windungen

Madeira hat wirklich viele verschlungene Wege. Unsere Busfahrt nach Porto Moniz dauert lange, weil jeder Winkel der Berghänge ausgefahren wird. Hier ist alles steil. Neben dem Bus geht es auch tief runter. Der Westen der Insel ist wunderschön grün. Überall wachsen entweder Blumen in allen Farben oder hohe Bäume wie Eukalyptus oder Bananen, Tomaten, Weinreben, Kartoffeln, etc. Früher wurde wohl noch viel mehr bewirtschaftet. Einige Hänge mit terrassierten Feldern verfallen langsam. In Porto Moniz sind Lavapools (Meeresschwimmbecken) oder Naturpools aus Lavagestein, welche immer wieder von den anrollenden Wellen überflutet werden, zu finden. Am Hafen beobachten wir Fischer, welche gerade einen Fang voller schwarzer Degenfische entladen.

Der schwarze Degenfisch (peixe espada preto) schmeckt sehr gut, vor allem mit gebratenen Bananen und Kartoffeln. Das zarte weisse Fleisch ist fest und die Gräten sind gross, so dass sie gut entfernt werden können. Er ist ein hässlicher, schneller und gieriger Raubfisch. In tiefen Gewässern erscheint er kupferfarbig. Erst beim Fang bekommt er durch die rasche Druckveränderung seine bekannte schwarze Farbe. Er ist fast 2 m lang und hat scharfe grosse Fangzähne.

Kabeljau beim Trocknen

Übrigens, in Caniçal haben wir den Entlad von Thunfischen beobachtet. War ein grosser Fang.

Thunfisch

Die "natürlichen" Schwimmbecken
Typisch abfallende Steilhänge

Und als Abschluss noch Porto Moniz von oben aus dem Bus fotografiert:

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