24 - Cabo Verde - Mindelo I

Wir ankern in der Bucht vor Mindelo, einem ehemaligen Vulkankegel. Mit dem Dinghy landen wir beim Tauchshop und parkieren es dort.
November 19

Kulturstadt Mindelo

Cesária Évora ist hier allgegenwärtig. Entweder schaut sie auf dem grossen Platz von einer Hauswand runter oder wir entdecken ein riesengrosses Bild von ihr in einem Restaurant. Sie ist unübersehbar. Als ich mir ihre Lieder im Internet anhöre, kann ich verstehen. Sie ist die Königin des Morna und die Musik tönt melancholisch und traurig. Ich lese ihre Geschichte, wo sie geboren wurde, dass sie immer barfuss auf die Bühne gegangen ist, dass sie weltberühmt wurde und von allen immer noch geehrt und bewundert wird.

Dies ist aber nicht das einzige an Kultur. Gegenüber der Marina Mindelo steht das Alfandega Velha – the Old Customs House. Hier befindet sich ein Buchladen, ein Cybercafé und immer wieder werden gratis Konzerte durchgeführt. Das ist besonders schön, denn auch Einheimische sind da voll dabei. Das Gebäude ist riesig und voll Patina. Das erste Konzert, welches wir hier geniessen, erwartet uns mit einem Flügel und der ganze Raum ist in blaues Licht getaucht. Eine aufgestellte Frau rezitiert Poesie und Geschichte, ein Mann singt mit seiner wunderschönen klangvollen Opernstimme klassische Lieder und eine zweite Frau begleitet ihn auf dem Piano. Ab und zu wechselt die Farbe sanft von blau über pink zu grün und wieder blau. Das Publikum sind fast nur Einheimische und sie alle sind ganz still, andächtig und geniessen diesen Vortrag. Leider verstehen wir vom Text rein gar nichts. Aber die Stimmung im Raum ist so verzaubert, dass wir es auch sind.

Auch die Malerei wird hier sehr gepflegt. Wir entdecken ein grosses Tenniszentrum. Es ist etwas baufällig und wird wohl gerade wieder renoviert.Die Mauer rundherum ist ganz weiss frisch gestrichen. Während unseres Besuchs wird die Mauer fortlaufend von Künstlern bemalt und die Gemälde sind wunderschön.
Im Gouverneurspalast – ein rosaroter Bau im Kolonialstil – findet eine Ausstellung statt. Auch hier werden Künstler aus Kap Verde gezeigt mit ihren farbigen, ausdrucksstarken Werken.

Bewegung tut gut

Ja, bewegen würden wir uns gerne. Es ist jetzt November, wir schwitzen hier sehr. An Wanderung ist gar nicht zu denken. Dazu ist es hierauf São Vicente sehr karg und hat kaum Schatten, so dass wir gar nicht auf diese Idee kommen. Da wir vor Anker liegen und den ganzen Tag von Wellen bewegt werden, zieht es uns ständig ans Land. Wir wollen laufen und unsere Beine auf festem Grund bewegen. Jedes Mal versuchen wir, neue Wege zu finden. Einmal gelangen wir an den Stadtstrand, der gleich hinter dem nächsten Berg liegt. Er ist ausgestattet mit hellem feinen Sand. Und das Meer ist absolut blau, fast hellblau. Warum dies hier so ist, finden wir nicht raus. Leider sind die angrenzenden Restaurants und Bars ziemlich schäbig. Die meisten haben geschlossen oder sind verfallen. Werden sie ein paar noch bis die ARC+ kommt, bereitmachen und öffnen? Die ARC+ ist die Segelgemeinschaft, welche dafür bezahlt, zusammen von den kanarischen Inseln über Kap Verde und dann über den Atlantik zu segeln.Wir machen da nicht mit. Das ist nichts für uns. Aber es kommen Mitte November doch 102 Boote nach Mindelo. Und die ARC, welche direkt von den Kanaren über den Atlantik schippert, hat noch viel mehr Boote.
Vom Stadtstrand biegen wir ab Richtung Landesinnere und finden unseren Weg durch weniger schöne Gebiete der Stadt. Einige Häuser sind mit bunter Farbe gestrichen, die meisten anderen sind nur Beton- oder Steingrau. Und trotzdem ist es hier sehr interessant. Sieht vielleicht nicht alles wirklich toll aus, eher unfertig und kaputt, aber überall finden wir kleine Shops wie Pneuhändler, Kleiderverkäufer (der sein ganzes Angebot draussen vor dem Laden präsentiert), einen Barbier/Coiffeur mit offener Türe und wartender Kundschaft. Hier schaue ich zu und finde endlich genug Mut, um zu fragen, ob ich ein Foto machen darf. Der Kunde lacht mich begeistert an und hebt seinen Daumen. Ich habe da etwas Mühe einfach Menschen zu fotografieren und habe mir vorgenommen, öfters einfach Mal zu fragen. Ein paar Strassen weiter finde ich eine junge Frau, welche kleine Pizzen verkauft. Ich kaufe ihr sofort etwas ab und plaudere ein bisschen mit ihr. Schliesslich hat sie auch Freude an meiner Frage nach einem Foto.

Wahrscheinlich hat er zum ersten Mal eine Glatze.    

Die sympathische Pizza-Lady.
So richtig schöne kräftige Farben.
Mehr in einem Randgebiet.
Eingang zur Uni – die jungen kapverdische Frauen sind sehr attraktiv.
Ruedi fotografiert auch vermehrt – Männerspiele. RR.
Wenn alle im Schatten sitzen – warten auf den Bus. RR.
Auf dem Afrikamarkt – Kräftige Farben aus Senegal. RR.
Vieles wird so auf der Strasse verkauft.
Er fährt durch die Strassen und verkauft seine Fische.
Fische beim Trocknen. RR.

Es ist schön, so in Kontakt mit der Bevölkerung zukommen. Natürlich bin ich nicht sicher, ob sie das auch wollen. Aber es gibt durchaus sehr positive Reaktionen. Wie auch einmal in einem Bus. Ruedi und ich fahren ja sehr gerne mit den ÖV der fremden Länder. Einmal sind wir auf vier junge Schulmädchen gestossen, welche mit uns Kontakt zum Englisch sprechen aufgenommen haben. War sehr lustig!

Four Girls.

Allerdings sollte man nie auf dem afrikanischen Markt nach Fotos fragen. Hier in Mindelo kommen sie aus Senegal. «Only for money» war die Antwort. Nein – das mache ich nicht. Ich verzichte.

«Only for money – Nein, diese Art von Bilder will ich nicht. Als Gegenleistung zuerst etwas kaufen geht ja noch. Da gibt jeder etwas und es findet erst nach einem Gespräch, einem kurzen Kennenlernen statt. Aber einfach nur so bezahlen für ein Foto finde ich das Foto nicht wert. Ein einfaches Nein auf die Frage nach einem Foto reicht aus und wird respektiert.»

Rote feste Tomaten im Angebot

Fleisch in fremden Ländern zu finden, ist schwierig. Meistens stellt es mir sofort ab, wenn ich die Auslage sehe. Hier ist es auch viel wärmer und ich bin mir mit der Hygiene nicht so sicher. Die Menschen hier haben sich vielleicht daran gewöhnt. Aber wir Fremde? Und trotzdem entdecken wir Fleisch, das sieht so gut aus und schmeckt hervorragend. Gemüse ist auch so ein Thema. Wir sind es von daheim gewöhnt, einfach nach dem Einkaufszettel einzukaufen. Den haben wir bereits zuhause mit der Absicht dies oder jenes Gericht zu kochen, geschrieben. Aber hier findest du fast nie alles, was du möchtest. Hier kaufe ich ein, nachdem ich gesehen habe was angeboten wird. Meine Gerichte sind sehr kreativ geworden. Im Laden entsteht das Gericht nach Zutaten, die da sind. Es hilft auch, mal auswärts essen zu gehen. Im Restaurant habe ich entdeckt wie Yams schmeckt. Also Yams kaufen und selber zubereiten. Und immer die Gelegenheit beim Schopf packen und das kaufen, was gerade vor dir steht und gut aussieht. Wenn du morgen Tomatensalat machen möchtest, findest du entweder keine oder nur faule Tomaten.

 

Ankerkino

Wir liegen so vor Anker und können jeden Tag interessantes und spannendes erleben. Da ist der Franzose mit einem Schiff ohne Ruder. Das hat er auf der Überfahrt nach Kap Verde verloren! Könnt ihr euch vorstellen, wie sich ein Schiff steuern lässt ohne Ruder? Gar nicht.
Und da der kleine Engländer. Der musste seinen Platz verlegen und wollte vor unserem Schiff seinen Anker runterlassen. Doch da liegt unsere Kette und wir machen ihn darauf aufmerksam. Er hat aber sein Boot nicht so im Griff und kommt uns immer näher … bis er sich bei uns anlehnt! Er fragt um Hilfe und Ruedi springt auf sein Boot rüber. Dann streikt auch noch der Motor, der Engländer wirft sofort den Anker und kann sein Schiff stoppen. Es passiert nichts, alles soweit ok. Jetzt liegt er dort und versucht jeden Tag, seinen Motor zu reparieren. Ohne Erfolg. Erst nach ein paar Tagen gelingt es ihm.
Mit solchen Geschichten haben wir nun, da immer mehr Schiffe eintreffen, zu kämpfen und bangen.
Es gibt auch lustige Beobachtungen: Der Franzose auf den anderen Seite hat eine Freundin von Kap Verde. Am Sonntag war die Freundin mit der ganzen Familie da. Sie hüpften dann voller Freude ins Wasser und genossen dieses grosse Schwimmbad.
Oder die Fischer. Da kommt ein Boot und es sind sicher an die sieben Personen drauf. Einer davon seift sich ohne Scham von oben bis unten ein und wäscht sich nackt, während das Boot durchs Ankerfeld fährt. Habe mich nicht getraut zufotografieren… hätte sich aber gelohnt!!

Alltag 1 - Wäsche trocknen.
Alltag 2 – Abfall entsorgen.
Tagesende in der Floating Bar.

So – genug Geschichten und Stories. Bis zum nächsten Mal 😊

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