35 - Guadeloupe

Die vielseitige Insel, die die Form eines Schmetterlings hat.
März 20

Geselliges Wiedertreffen

Von Marie-Galante haben wir uns sehr schwer getrennt. Dort war es am Ankerplatz so richtig ruhig. Ja, nach der ersten Nacht in Guadeloupe sehnen wir uns danach zurück. Wir sind an einem schönen Ort gelandet, doch der Schwell ist hier stark, unser Boot schaukelt heftig hin und her.

Vor Pointe-à-Pitre ist es einiges ruhiger. Nachts liegen wir wie auf einem Tablett. Doch wir staunen über den Ankergrund. Total lehmig. Wir sehen zwei Boote, welche beim Ankern ihren Anker nicht so gut in den Grund eingefahren haben. Sie driften nun davon – der Anker schleift auf dem Boden nach. Dieses Spiel kennen wir doch schon von Mindelo auf den Kap Verden. Aber es passiert bei beiden nichts, beide Besitzer kehren noch rechtzeitig auf ihre Boote zurück.

Wir zittern wieder einmal um unser Boot.

Point-à-Pitre ist eine Stadt, die sehr dreckig ist. Überall liegt Abfall herum. Viele Häuser sind sehr kaputt oder zerstört. Dabei wären sie wunderschön. Wir entdecken viele alte Häuser mit schmiedeeisernen Balkonen und verzierten Details. Viele Fassaden oder Wände sind mit sehr schönen Wandbildern dekoriert. Fantastisch.

In der Marina treffen wir auf Segelfreunde, die wir von El Hierro/ Kanarische Inseln her kennen. Zusammen feiern wir unser Wiedersehen. Auch am Ankerplatz treffen wir weitere Freunde und geniessen einige Stunden zusammen. Sie haben gerade ihre Tochter zu Besuch. (Als wir hier waren, war das Leben durch den Coronavirus noch nicht so eingeschränkt).

 

Histoire des esclaves antillais

Das Museum Memorial ACTe – das "Karibische Zentrum zum Ausdruck und zur Erinnerung an den Sklavenhandel und an die Sklaverei" – zieht mich schon von aussen in seinen Bann. Es verfolgt zwei Ziele: Es berichtet über das erlittene Leiden der Opfer und versucht durch die Erinnerung an die tragischen Geschehnisse eine andersdenkende Gesellschaft zu erschaffen. Früher stand hier die Zuckerfabrik Darboussier.

Architektur
Silver roots on a Black Box: Die obere Hälfte des 2015 eröffneten Gebäudes symbolisiert die Wurzeln der Menschen (die Herkunft der Sklaven) und die untere dunkle Box aus Granit und Quartz stellt die Basis dar. Das Wissen um die Vergangenheit und die Erinnerung an die Behandlung und Versklavung der Menschen. Die goldenen Quartzelemente (verteilt in der Fassade) stellen eine symbolische Würdigung an die Millionen verlorener Seelen dar. Darüber hinaus bedeuten die silbernen veredelten Wurzeln in ihrer modernen Form, dass die Vergangenheit hilft, die Gegenwart besser zu verstehen und in die Zukunft zu blicken.

Ich finde es sehr gelungen. Die Ausstellung selbst gefällt mir ausgesprochen gut. Sie zeigt die Geschichte der Seefahrer, der Kolonialisierung, die Entwicklung der Sklaverei und was die Menschen alles erfahren und erleiden mussten. Mit einem Audio-Guide werde ich durch die vielen Räume begleitet. Alles ist sehr schön präsentiert, informativ und abwechslungsreich. Am Ende wird darauf hingewiesen, dass die Sklaverei in versteckter Form immer noch besteht. Jeder muss dagegen ankämpfen.

«Niemand darf eine andere Person beherrschen oder besitzen – wir sollen darauf Acht geben.»

Stopp durch Coronavirus

Wir ziehen der Küste von Basse-Terre entlang und übernachten in verschiedenen Buchten. Hier auf dieser Landseite gibt es wenig wirklich geschützten Buchten und es schwellt nachts sehr. Das Schlafen ist nicht angenehm. Schlussendlich landen wir in der Bucht von Deshaies. Und hier stecken wir fest!

In einer Bucht entdecken wir unter dem Schiff unzählige Seesterne auf dem schwarzen Sand liegen – sie leuchten richtig.
Der Küste entlang.
Fisch und Brotfrucht auf dem Nachbarschiff.

Geselligkeit tut gut – SY LADY CHARLYETTE, TRINGA und PASITO. Wie gesagt - hier hatten wir noch keine Ausgangssperre!
Es gibt immer etwas zu tun. Bimini nachnähen. Ab jetzt haben auch wir Homeoffice.

Ab 18. März 2020 ist kein Ein- oder Ausklarieren von Frankreich mehr möglich. Wir nehmen es so gelassen wie möglich und warten ab.

 

Ah ja. Noch eine kleine Geschichte zum Schluss:

Ruedi fängt ein Barrakuda, zieht ihn übers Schlauchboot hinweg aufs Schiff und lässt ihn dann wieder frei. Wir essen kein Barrakuda wegen der Gefahr an Ciguatera* zu erkranken. Abends entdecken wir, dass ein Rumpf des Dinghys seine Luft verloren hat. Wir haben ein Loch!!

* Fischvergiftung durch den Genuss von Speisefischen. Das Gift verhindert die Weiterleitung der elektrischen Signale im Nervensystem. Der Fisch Barrakuda ist ein Raubfisch, er ist als Überträger von Ciguatera bekannt.

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