37 - Guadeloupe III

Die Ausgangssperre wird bis 15. April 2020 verlängert.
April 20

Stimmungskapriolen und Sitzleder

Die Gendarmerie begrüsst uns am 1. April freundlich und fragt, ob alles soweit in Ordnung sei. Ob uns irgendetwas fehlt? Nahrung, Wasser oder sonst etwas? Nein danke, alles in Ordnung. Sie informieren uns über die Verlängerung, und dass wir uns nicht von hier entfernen dürfen. Also keinen Wechsel der Bucht oder nach Martinique segeln! Genau das hatten wir eigentlich vor. Sie haben unsere Daten registriert. Würden sie uns wohl büssen, wenn wir einfach gehen würden? Unsere Segelfreunde in der anderen Bucht sind ebenfalls am Studieren, ob sie einfach wegsegeln sollen. Getrauen sich aber auch nicht recht.

Es haut uns fast etwas um, dass die Ausgangssperre in Frankreich bis zum 15. April 2020 verlängert wird. Obwohl wir es erwartet haben. Weiterhin so eingesperrt auf dem Boot zu sitzen, ist hart.

Auch unsere Nachbarn auf den anderen Segelbooten turnen den ganzen Tag wie wild auf ihren Booten rum. Jeder macht irgendwelche Dehnübungen oder Yoga, spaziert von vorne nach hinten und von hinten wieder nach vorne oder schwimmt und schnorchelt immer wieder ums Schiff rum. Eigentlich würde man auch gerne paddeln, wind- oder kitesurfen. Offiziell ist dies aber nicht mehr erlaubt. Allen fehlt die Bewegung. Die erlaubte Stunde für die körperliche Aktivität an Land ist einfach zu kurz.

Unsere Stimmung wechselt dauernd. Mal haben wir den Blues und müssen aufpassen, nicht zu tief ins Schwarze zu fallen. Mal ist es uns irgendwie egal und wir lesen Bücher, schreiben Tagebuch, zeichnen weitere Bilder, hören ein CD-Hörspiel oder spielen Rummikub. Oder wir sind wütend und diskutieren über diesen Vorfall und jene Bemerkung oder Entscheidung. Sobald uns dies bewusst wird, stoppen wir sofort wieder. Wir merken, dies tut uns gar nicht gut. So werden wir erst recht missmutig und demotiviert. Es ist gar nicht einfach, dieses Warten so hinzunehmen. Wir sind nun seit dem 16. März blockiert. Eigentlich wollten wir doch die Welt entdecken und von einem Ort zum anderen ziehen!

Die Delphine – welche ich im letzten Blog schon vorgestellt habe – sind immer wieder mal in der Bucht. Vor allem früh morgens schwimmen sie still und leise zwischen den ruhig liegenden Boote durch. An einem Morgen trauen wir unseren Augen kaum: da springen doch tatsächlich ausserhalb der Bucht zwei riesengrosse Wale aus dem Wasser. So wie wir es erkennen können, müssen dies Buckelwale sein. Es sieht gewaltig aus und gibt uns unendlich viel Freude! 😊😊
Da es draussen auf dem Meer nun weniger Bootsverkehr hat, getrauen sie sich näher ans Land. Ab da schauen wir besonders aufmerksam aufs Wasser raus.

Herrliches Schauspiel.

Das Einkaufen geht gut hier. Deshaies ist ein kleiner Ort mit einer Hauptstrasse. Wenn alle Läden offen hätten, wäre dies ein sehr stimmungsvolles Dorf. Die kleinen Buden sind farbig gestrichen, dazwischen bunte Wandbilder, alles ist sehr überblickbar. Das Dach der Kirche ist rot und wenn die Glocken läuten, gibt das ein Gefühl der Wärme. Das tut im Moment gut. Auch die Güggel, die überall krähen tun gut. Da kommt mir nur der Spruch «Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung» in den Sinn. Der britische Autor Eric Malpass hat 1967 ein lustiges und spannendes Buch mit diesem Titel geschrieben. Dieses Gefühl der Hoffnung, versuche ich nun positiv durch den Tag mitzunehmen. Gelingt nicht immer, hilft aber.

Der Ausblick auf Deshaies gefällt uns sehr.
Das ist doch Idylle, oder?
29. März 2020 – leider passiert heute auch gar nichts!
Typische Architektur.

Aber wir vergessen, wir sind fast im Paradies!
Es ist schön warm, die Natur ist herrlich, das Wasser schön blau und die Sonnenuntergänge traumhaft.

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