41 - Martinique II

Es geht für uns wieder südwärts.
Juni 20

Wasserteppiche

Als wir Abschied von Deshaies nehmen, gibt es vorher noch ein aussergewöhnliches Schauspiel. Der Wind hat seit ein paar Tagen in westliche Richtung gedreht. Die Wellen rollen in die Bucht rein und somit auch das Sargassum. Normalerweise wird die Bucht davon verschont. Der Teppich kommt leise und unauffällig und hüllt die ankernden Boote ein. Es sieht faszinierend aus, obwohl es mit einem unangenehmen Geruch begleitet wird. Gegen Abend dreht der Wind wieder und das Gras verschwindet ebenso sanft wieder in den Ozean.

 

Wir nehmen auch Abschied von den beiden Schiffen mit sehr jungen Eignern:

SY TRANQUILO und SY TI ODARA
Manu und Marcel

Sie werden noch ihre Oelwanne des Motors reparieren und ebenfalls nach Grenada reisen. Wir hoffen, wir treffen uns wieder.

Michel mit Ruedi (Anna, nicht auf dem Bild)

Michel hat das sehr marode Boot für 1 EUR von einem Deutschen abgekauft. Dieser segelte auf einem anderen Boot zurück nach Europa. Wir hoffen sehr, dass Michel sich damit nicht in Gefahr begibt und es in grosser Verantwortung wieder richtig seetüchtig macht. Grosse Aufgabe!

Auch bei Gégé fahren wir nach dem Anker aufnehmen vorbei und winken herzlich Adieu. Er kommt später auch südwärts.

Es geht raus aufs Meer und wir setzen die Segel. Zuerst hat es kaum Wind, der kommt dafür später umso heftiger und fast direkt auf unsere Nase! Es wird anstrengend und salzig 😉.

Auch hier finden wir sie wieder, die Sargassum-Teppiche. Riesengross. Auf See mögen wir dies gar nicht, wickeln sich die Pflanzen, die auf der Oberfläche und knapp darunter treiben, doch gerne mal kurz um die Schraube. Ab und zu legen wir den Gang nach rückwärts, um sie wieder zu lösen. Beim Segeln selbst ist dies nicht so dramatisch, aber wenn der Motor läuft nicht so gut.
Die erste Nacht läuft gut, obwohl Ruedi etwas mehr Wache halten muss. Der Wind ist stark, die Segel müssen immer wieder angepasst werden. Irgendwann fängt der Motor wieder an, Macken zu machen. Am Morgen, wenn unsere Batterien durch den Autopiloten etwas leer sind, setzen wir ihn zur Unterstützung ein, um die Batterien wieder aufzuladen.
Wir fühlen uns nicht so wohl bei dem Gedanken nochmals eine Nacht durchzufahren bei diesem starken Gegenwind und der Motor will nicht so richtig. Wir ändern unsere Pläne und biegen nach links, nach Martinique ab. Dort suchen wir Schutz in der Bucht Grande Anse d’Arlet. Wir kommen sehr müde dort an, ankern und gehen schlafen.

Wieder mal unterwegs. Tag und Nacht. Sicher sitzend duschen und warten auf frischen Kaffee 😊

Bonjour Martinique – encore une fois

Am nächsten Tag macht sich Ruedi auf, um den Motor wieder fit zu machen. Eigentlich keine grosse Sache – das wollte er sich in Grenada vornehmen. Doch der Motor will es jetzt 😉. Danach läuft er wieder wie am Schnürchen.
Unser Zeitfenster für Grenada und in die Quarantäne verpassen wir somit. Wir schreiben gleich an Grenadalima und erklären es ihnen. Kein Problem, können wir verschieben. Unser neuer Termin ist somit 10.-12. Juni 2020. Es bleibt uns etwas Zeit in Martinique. Hier können wir es noch etwas geniessen, wir dürfen uns frei bewegen.

Wieder mal etwas Neues entdecken                

Das Umherziehen und durch den Ort streifen macht Spass. Durch die Pandemie dürfen wir die Orte fast pur erleben. Ohne grosse Touristenströme, sondern still – wir treffen fast nur Einheimische auf den Strassen. Wir geniessen das sehr.
So fotografiere ich ganz in mich versunken diese kleine romantische Klingel am Gartentor, drehe mich zum Haus voller Patina und schiesse ein weiteres Bild und erschrecke… Da sitzt ein Mann und schaut mich mit grossen Augen an und fragt mich «Kennen wir uns?». Ich entschuldige mich höflich, dass ich da so einfach herumfotografiere. Und schon sind wir mitten in einem sehr angenehmen und aufschlussreichen Gespräch des Kennenlernens. Jobi erzählt mir seine Geschichte mit seinem Haus und ich meine mit meiner Reise auf dem Boot. Lange plaudern wir und ich bin sehr froh, dass ich mich auf Französisch verständigen kann. Schöner Moment 😊.

Er muss dringend sein Haus renovieren. Aber es fehlt etwas Wichtiges. Genügend Geld.
Jobi beim Gemüse rüsten.
Oh, wie freuen wir uns auf den 2. Juni 2020. Da dürfen die Bars wieder ihre Stühle rausstellen.
Und vielleicht wieder einmal ein Live-Konzert geniessen?

Bunkern

Für unsere kommende Quarantäne auf Grenada brauchen wir einiges an Proviant. Dafür ankern wir vor Le Marin und decken uns ein; Leader Price ist günstig und sehr gut. Das ist der Laden mit dem grossen, praktischen Dinghysteg 😊. Zusätzlich holen wir noch nötige Ersatzteile. In Le Marin gibt es viele Segelzubehörläden.

Anschliessend geht es zum grossen Ankerplatz vor Sainte-Anne. Das kennen wir schon. Ich mag den kleinen Ort mit seiner hübschen Kirche mittendrin besonders. Hier können wir uns auch noch etwas bewegen, es gibt schöne Wege der Küste entlang oder in die sanften Hügel.

Nun lernen wir tatsächlich noch ein paar andere Segler kennen. Schweizer, Deutsche, Franzosen, wir sitzen zusammen, lachen,stossen auf die Zukunft an und geniessen es. Das Thema wie weiter beschäftigt alle Segler sehr. Einige wollten das Schiff parkieren, entweder an einer Boje,auf der Werft oder in der Marina und nach Hause, nach Europa fliegen. Doch es ist voll hier. Es braucht viel Glück noch einen freien Platz zu ergattern. So mussten einige ihre Pläne umstellen und bleiben hier bei ihrem Schiff. Suchen Lösungen und neue Wege. Hart! Dazu werden andauernd Flüge storniert. Eine richtige Planung ist kaum möglich. Viele Forderungen von den Governments sind schlicht unrealistisch und überzogen.

Meine Fotoreise

Ich habe die Möglichkeit, bei einem Online Fotoworkshop mitzumachen. Es fordert mich heraus, bringt mir soziale Kontakte (wenn auch nur virtuell) und viel Spass beim Fotografieren. Ich bin echt froh darüber. Der Austausch findet über Facebook statt. Dieser Kurs wird von der Agentur www.scharfsinn.ch/online-fotoworkshop angeboten. Ich kenne die beiden schon aus meiner beruflichen Zeit und habe auch privat einen Wochenendkurs mit ihnen genossen. Das war spannend, mit sehr interessanten anderen Fotobegeisterten und hat mir sehr viel Freude gemacht. Es ist für mich momentan nicht gerade einfach, gerade wenn ich an nächste Woche und die Quarantäne denke, aber solche Herausforderungen liebe ich. Da muss viel Kreativität her😊. Und die erste Woche war super. Schon das Einsteigervideo hat mich begeistert. Das machen die beiden richtig toll.

 

 

Bye – bis in Grenada 😊

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