47 - Carriacou

Segeltörn de luxe zur kleinen Nachbarinsel von Grenada.
Oktober 20

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Oh, Carriacou ist so schön. Wir waren im Januar schon hier und haben es ausgiebig erkundet. Die Tyrell Bay ist weit und offen. Sie ist nicht so tief und besitzt einen guten Ankergrund. Das Wasser ist viel klarer als in den Buchten von Grenada, wir sehen endlich wieder Fische und Pelikane, die danach tauchen!

Das Segeln hierher war de luxe. Wir haben uns einen Tag ausgewählt, an dem kaum Wind angesagt ist. Und tatsächlich sind wir so mit gemütlichen 8-10 Knoten Wind, das ist nicht gerade viel, von Grenada nach Carriacou gesegelt. In 10 Stunden. Der Süd- und Ostküste von Grenada entlang, da gibt es immer etwas zu entdecken und die weit verstreuten kleinen Inseln dazwischen sind so unterschiedlich und spannend, es hat Spass gemacht so langsam und nah durchzufahren. So landen wir gerade richtig zum Sonnenuntergang in der Tyrell Bay.

Ruedi versucht es wieder mit fischen. Er hat eine Mittelohrentzündung eingefangen!
Hier fühlt es sich an wie in einem brodelnden Hexenkessel. Bird Island.
Bizarr – wie gemeinsame Eroberer erklimmen sie die Felsen. Large Island.
Hier in dieser Bucht haben wir wieder Sonnenuntergänge direkt ins Meer – sie sind spektakulär.  

Unser Cruising Permit und unsere Visa müssen erneuert werden. Also ziehen wir gleich mal los und erledigen dies. Die ersten drei Monate in Grenada sind sehr günstig, alle weiteren Monate kosten etwas mehr. Cruising Permit pro Monat EC$ 75 (EUR 23), Visum pro Person/Monat EC$ 75. Das sind für drei Monate: 675 EC$ (EUR 209). Es ist aber auf jeder Insel anders. Zurzeit kommen bei einem Inselwechsel noch die PCR-Test-Gebühren von USD 60-150 pro Test/Person hinzu. Und teilweise muss man beim Eintreffen auf einer Insel neu Moorings/Bojen nehmen, die kosten auch nochmal extra. Das macht die Reiseplanung sehr unlustig – wohin mit wieviel Kosten!! Vor allem müssen wir dabei auch an die Weiterfahrt denken, je nachdem winken wieder Quarantänetage. Aber das wechselt ja ständig.

Unwillkommener Gast

Die Nacht wird streng. Am Abend hört es gar nicht auf, stark zu winden. Und die Wetterprognosen geben keine Verbesserung an. Also beschliessen Ruedi und ich – heute Nacht machen wir Ankerwache. Vor uns liegt ein Segelboot, es ist zu nah. Ruedi wollte nicht schon wieder meckern und hat diesmal beim Schiffseigner nicht reklamiert. Und genau dann, als er am Morgen früh um sechs doch noch ins Bett hüpft, kommt er. Ein ungutes Gefühl lässt Ruedi nochmals ins Cockpit raufgehen und dort – Oh, Schreck – sieht er das Segelboot rutschen und auf PASITO treffen. Rasch nimmt er unsere Trötte (zum Alarmieren), bläst rein, wirft sie weg (und genau das höre ich dann auch und bin hellwach!). Ruedi hält sich schon an der Reling des anderen Bootes fest und versucht, dieses von der PASITO fernzuhalten. Ich beeile mich und hole die Fenders zum Abstützen. Der Segler ist mittlerweile auch endlich mal wach – ganz nackt steht er da und weiss im ersten Moment nicht was machen. Dummerweise hat sich unsere Ankerkette auch noch unter das Ruder des anderen gehoben, so dass Ruedi zuerst etwas mehr Kette rauslassen muss. Wir sind froh, es funktioniert, das andere Boot ist wieder frei und kann nach vorne weg. Durch dieses Treffen hat der andere seinen Aussenborder, der an der Reling hing, verloren. Der fiel ins Wasser.
Ein beherzter junger Segler von einem anderen Boot ist dann zu Hilfe geeilt. Mit tatkräftiger Unterstützung, Schnorchelbrille und Flossen, konnte er dem Boot helfen wieder neu zu ankern. Glücklicherweise ist kein Schaden entstanden. Der ins Wasser gefallene Motor konnte der junge Mann wieder bergen.

Solche Manöver sind echt lästig. Keiner hat eine Versicherung, bei Schäden zahlt jeder selber!!!! Das muss nicht sein, kommt leider aber immer wieder vor. Bei uns war dies nun schon das dritte Mal, dass uns ein anderes Schiff küsst. Könnt ihr euch an den Blog Nr. 25 Kapverden Mindelo erinnern?

Bild von Chrigel –SY MARE UNO.

 

Das Bild ist runtergefallen

Genau. Weil es hier so feucht ist. Deshalb hat der Kleber, der das Bild an der Wand halten sollte, nicht gehalten 😉.

Jetzt will ich euch mal so ein paar Dinge erzählen, wie es sich hier auf dem Schiff so lebt:

Pläne oder Langeweile
Die gibt es nur ansatzweise. Jeden Tag, ja eigentlich jeden Moment (siehe weiter oben) musst du erwarten, dass irgend etwas Unvorhergesehenes passiert.
Entweder kommen andere Segler spontan zum Schiff und du planst mal kurz um, bittest sie ins Cockpit für einen Talk und verschiebst deinen geplanten Spaziergang an Land.
Oder du möchtest ein feines Essen machen und findest die nötigen Zutaten nirgends hier und musst dein ganzes Menü umorganisieren.
Oder es ist etwas undicht und das Wasser tropft raus, du muss es sofort notreparieren oder auseinandernehmen, putzen und wieder zusammenbauen.  
Oder du hast Lust zum Segeln, aber das Wetter spielt seit Tagen verrückt und die hohen Wellen und der starke Wind machen dir einen Strich durch die Rechnung.
Oder du möchtest an Land, doch der heftige Wind und das Nachbarboot verhindern, dass du das Schiff gerade jetzt allein lässt. Vielleicht bist du ja auch gerade an einem Ort, wo das Anlanden mit dem Dinghy nur bei ruhigem Wetter problemlos ist. Also bedeutet dies – warten. Schiffstag.

Gymnastik ist echt wichtig!
Er konnte seinen inneren Schweinehund noch nicht überwinden! Er guckt nur zu.                

Klima
Wer schwitzt denn gerne? Es ist nicht das bisschen Schwitzen, weil man gerade mal zu schnell gelaufen ist. Nein, es ist diese ständige feuchte Wärme, die die Haut ständig etwas feucht bleiben lässt, und sobald du dich etwas mehr bewegst, öffnen sich die Poren und treiben den Schweiss raus. Und der kommt in endlosen Tropfen – alles wird nass. Das T-Shirt, das Handtuch, die Haare, alles. Und du kannst es nicht stoppen ausser du findest genug Wind, der dich etwas abkühlt.
Wenn das Wetter nicht so stabil ist, wie im Moment, kommen ungewollte sportliche Aktivitäten hinzu. Der Himmel wird schwarz, es fängt an heftig zu winden und der Regen kommt. Das heisst sofort runter zu den Luken springen und diese schliessen, damit es nicht reinregnet. Wenn dann der kurze Regenschauervorbei ist, alles wieder öffnen. Hier in den Tropen ist es so feuchtschwül, dass alles ziemlich rasch anfängt zu schimmeln. Deshalb ist es essenziell, alles möglichst trocken zu halten und ständig zu lüften.
Beim Kochen im Schiff muss ich die Luke oben immer schliessen, da der reinwehende Wind die Flammen fast auslöscht. Dies bedeutet, dass die 30 Grad im Schiff drin und die Wärme der Gasflammen das Kochen alles andere als angenehm machen!!!

Für die Haut, die Schleimhäute, die Haare, die Fingernägel ist diese Feuchtigkeit aber ein Segen. Noch nie hatte ich so schöne Fingernägel; stark, geschmeidig und klar.
Und abends, wenn die Sonne orangerot und malerisch untergeht und uns von ihrer brennenden Hitze erlöst, dann atmen wir auf und geniessen die leichte Wärme der Nacht – im T-Shirt und kurzen Hosen!

Die Gewitter sind heftig.

UV-Strahlen
Etwas hat die Sonne, was wir gar nicht lieben. Die Intensität ihrer UV-Strahlen, die alle Nähte an Sprayhood, Segel und Bimini brüchig werden lässt. Immer wieder müssen wir von Hand Nähte Nachnähen, um ein plötzliches Reissen des Stoffes zu verhindern. Vor allem bei starken Windböen passiert dies ganz schnell.
Reissverschlüsse, die mit der Zeit regelrecht zerbröseln und sobald ein Zacken fehlt, ist dieser dann unbrauchbar. Kunststoff, der seinen Weichmacher verliert und einfach zerbricht. Gummi, der trocken wird und zerfällt, PVC-Dinghies die ohne einen Dinghycover sehr klebrig werden…
Dafür werden wir hübsch braun davon 😉

Salzwasser
Menschen mit Psoriasis schätzen das Salzwasser sehr. Es hilft, dass sich die Psoriasis beruhigt und die Haut nicht mehr so beisst. Doch Salzwasser trocknet deine Haare aus. Salzwasser verhindert, dass Infektionen gut heilen. Salzwasser, das verunreinigt ist und Keime hat, erzeugt Ohrenschmerzen und -entzündungen. Im Moment ist in Martinique das Schwimmen in Strandnähe verboten, weil die Wasserqualität sehr schlecht dort ist!
Nur sauberes Salzwasser ist gesund.
Salzwasser brauchen wir, weil wir daraus mit unserer Entsalzungsanlage Trinkwasser machen. Doch in Buchten, die unreines oder verschmutztes Wasser haben, ist es nicht gerade sinnvoll, Trinkwasser zu machen. Dies ist aber ein wichtiger Teil an unserer umweltschonenden Eigenständigkeit, die wir schätzen. Kein Transport von Wasser in Plastikflaschen. Und wir produzieren wann immer möglich unser Trinkwasser mit Sonnenenergie/Solarpanel.
Salzwasser ist korrosiv. Nur unbeschädigte und rostfreie Schrauben und Gestänge haben Bestand. Alles andere wird durch den Rost weggefressen.

Schaukeln/rollen
Viele setzen sich gerne in einen Schaukelstuhl. Ist so gemütlich. Ja, wir haben es auch gern, wenn wir müde in unserer Koje liegen und die Wellen schaukeln uns leise in den Schlaf.
Aber oft rollt es so stark, dass wir hin und her gerissen werden. Oder das Holz im Schiff fängt bei jeder Bewegung an zu knarzen; wenn du Pech hast gleichneben deinem Ohr. Oder du bist am Kochen und die Wellen lassen das ganze Geschirr auf die andere Seite rutschen. Da braucht es auf einmal ganz viele Hände! Oder du vergisst ein Glas auf dem Tisch und in der Nacht kommt so ne Windböe … dann bist du wach!

Unterwegs auf Entdeckungstour

Beach Bar direkt am feinen Sandstrand. Hier könnten wir stundenlang sitzen und alles nur reinziehen.
Paradise Beach Club 😊

Roadrunner

Manchmal braucht es ganz schön viel Mut, die vielen auftauchenden Situationen auszuhalten und zu verarbeiten. Das Living-on-board ist konstanten Überraschungen ausgesetzt. Diese unvorhergesehenen Momente müssen dann jeweils sehr flexibel umgesetzt werden und danach, wenn allesvorbei und wieder in Ordnung ist, psychisch verarbeitet werden.

Hier habe ich ein weiteres sehr passendes Beispiel dazu.
Mit unseren Seglerfreunden CAT FLU FLU, Manuela und Willi, machen wir einen kleinen Ausflug zu viert der Küste entlang. Zum Schnorcheln. Die beiden waren schon dort und kennen eine Boje, oder besser gesagt eine alte Reusse, welche am Boden festgewachsen ist. Bevor wir unsere beiden Dinghies dort festmachen, gehen wir extra tauchen, um den Halt zu überprüfen.
Dann legen wir los und schnorcheln der Küste entlang. Am Ufer liegt das alte Wrack eines Frachtschiffes. Wir entdecken diverse kleine durchsichtige, gelbe und blaue Fische, die sich zwischen Hirn- und Fächerkorallen tummeln. Doch als wir mal kurz den Blick zurück auf unsere Dinghies werfen, bemerken wir den immer grösser werdenden Abstand. Sie treiben aufs offene Meer! Kurzentschlossen legen die beiden Männer los, um die untreuen Dinghies einzuholen. Doch irgendwie ist uns zurückbleibenden Frauen dieses Manöver nicht so geheuer. Erreichen sie die Dinghies wirklich, oder sind sie zu langsam? Merken die beiden guten Schwimmer, wann sie aufgeben und zurückkehren sollten?
Wir warten nicht lange und ich beschliesse an Land zu schwimmen. Dort gebe ich Manuela Bescheid, dass ich zu Fuss Hilfe holen gehe. Dann renne ich los. Sehr froh bin ich über meine Neopren-Fusslinge, welche ich für die Flossen benütze. Jetzt kann ich mit diesen wunderbar über die Felder und Wege springen. Von weitem entdecke ich Toto, der seine Schafe auf der Weide betreut. Erfährt mich mit seinem Auto zur Marina. Unterwegs nehmen wir noch Vince mit, er besitzt ein starkes Dinghy. Das macht er kurz klar und wir brausen los.

Doch wir haben alle Glück. Von weitem entdecken wir bald, dass die Männer die Dinghies erreicht haben – sie kommen uns wohlbehalten entgegen. Die Erleichterung ist gross.
Das Hilfe-holen wäre diesmal nicht unbedingt nötig gewesen, aber es war sicher nicht falsch. Es hätte anders ausgehen können. Übrigens: das Tau an der Boje ist gerissen und die Boje wurde zur Freitreibenden.

Am Abend bedanken wir uns recht herzlich bei den unkomplizierten und schnellen Helfern.

Neben dem Wrack lässt es sich gut schnorcheln.
Froh, ist alles so glimpflich verlaufen!
Abends gehen wir etwas feiern. Wir sind froh um dieses stimmungsvolle Reggae-Konzert!
Der Übeltäter! Einfach gerissen.

Bye bis zum nächsten Mal.

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