73 - Tuamotus I

Raroia und Kontiki.
Juni 22

Riffe, Palmen und Kokosnüsse

Ich war so nervös wegen der Einfahrt in ein Atoll; das sind sogenannte Passe, schiffbare Durchgänge zwischen Riffe und Motus, die je nach Gezeiten stärkere oder schwächere Strömungen aufweisen. Idealerweise passiert man sie bei Slack Water, wenn sich das Wasser am wenigsten bewegt. Doch berechneten wir dies richtig?

Frühmorgens erreichen wir, nachdem wir vor drei Tagen von Fatu Hiva/Marquesas weggesegelt sind, das Atoll Raroia. Der Pass sieht friedlich aus - wir fahren einfach total gemütlich rein! Wow!
Beim Rausfahren ein paar Tage später, bekommen wir noch die Kraft der Strömung zu spüren!

Das Village heisst Garumaoa und besteht aus ein paar verstreuten Häusern, es ist absolut friedlich hier. Jeder Mensch, dem wir begegnen, grüsst uns freundlich. Der Flugplatz kriegt einmal in der Woche zu tun, dann fliegt AIR TAHITI mit einem kleinen Flugzeug an und bringt Passagiere oder bestellte Waren herbei. Mitten im Dorf befindet sich ein kleiner Laden. Gerard aus Numea/New Caledonia betreibt ihn, zusammen mit seiner Frau, seit sieben Jahren. Mangels Snackbar oder Restaurant kaufen wir hier Glacé oder auch mal was zu trinken und setzen uns in den Schatten eines Unterstandes mit Dach aus geflochtenem Palmenwedel. Aus dem Nachbarhaus ertönt laut polynesische Musik. Es ist paradiesisch gemütlich hier!

Ein Einheimischer, Regis, erzählt, dass er hier Bananen anpflanzt. Aber ausser Kokosnüssen gibt es hier nicht viel anderes, der Rest kommt per Versorgungsschiff. Wir sind glücklich, dass wir so viele Bananen und Pampelmusen mit dabeihaben!

Weiter hinten entdecken wir einen kleinen Betrieb, Perlenzucht. Ein älterer Herr erzählt, dass heute nur noch 3 Männer hier arbeiten; früher waren es bis zu zwanzig Arbeiter.

SY LUPINA kommt einen Tag später ebenfalls hier an. Nach ein paar Tagen fahren wir zusammen quer durchs Atoll, vorbei an grossen hellen Flecken, Korallenstöcken, die man nur bei Sonne auf hohem Stand gut sieht. Wir ankern in der Nähe des Motus, wo Thor Heyerdahl's Reise endete.

Mit dem Dinghy, oder auch mal mit dem SUP, erkunden wir die kleinen Riffinselchen (Motu genannt) oder Schnorcheln die Korallenstöcke ab.

Nur ab und zu begegnen wir Menschen, aber aus jedem Haus raus wird freundlich gerufen und gewunken!
Fast jeder hier hat ein Velo, oft mit Elektroantrieb.
Wieder einmal Glacé – sie schmeckt anders, ist aber sehr willkommen.
Die vielen Hunde, die hier in Ruhe rumstreunen dürfen, müssen draussen bleiben! Was es genug gibt: Chips, Bonbons und Cola.
Ein Scherenschnitt am Abend.

Was geschah hier 1947?

Nun stehen wir da - vor dem Denkmal auf einer kleinen Insel im Raroia Atoll.

Thor Heyerdahl, ein Wissenschaftler aus Norwegen, damals 33 Jahre alt, behauptete folgendes: Polynesien wurde von Südamerika und nicht von Asien aus besiedelt. Aber die Wissenschaft zeigte ihm die kalte Schulter und lehnte seine These ab. So organisierte Heyerdahl eine Expedition und baute in Südamerika nach altindianischen Vorbildern, ein Floss aus Balsaholz und Naturfasertaue, mit Bambushütte drauf und Rahsegeln. Zusammen mit fünf anderen Männern aus Norwegen und Schweden startete Thor Heyerdahl am 28. April 1947 von Callao, Peru Richtung Westen. Der Humboldtstrom und Ostwinde/Passat sollen das Floss Kon-Tiki, benannt nach einem alten Inkagott, nach Polynesien treiben.

Nach 101 Tagen und 4300 Seemeilen (rund drei Monate und 8000 km), strandeten sie am gefährlichen Riff von Raroia / Polynesien. Alle Männer überlebten. Es folgte ein Buch "Kon-Tiki - ein Floss treibt über den Pazifik" und ein Dokumentarfilm. Sehr eindrücklich!

Ein kleines Denkmal an die abenteuerliche Reise der Kon-Tiki.
In den Ästen brüten viele schwarzen Vögel…
…aus der Luft werden wir von den weissen Vögeln streng beobachtet. Gehören sie zusammen?
Absolut ruhiges Liegen.
Das tosende Aussenriff. Hier geht es steil runter, die Farbe des Wassers ist hier dunkelblau.
Auf einem Motu ergänzen wir unseren Stock an frischen Kokosnüssen.
Beim Schnorcheln – der erste Hai!
Durch diverses Gestrüpp über die Inselchen und scharfen Korallenboden – gute Schuhe ein Muss!
Danke für die Fotos Pia – zu viert geniessen wir den schönen Abend mit Lagerfeuer-Romantik!
Foto: Pia. Meine Kamera liegt irrtümlich auf dem Schiff!

Auf zum nächsten Atoll Makemo

Am 17. Juni heben wir unsere Anker und fahren zusammen los, quer durchs Atoll; PASITO und LUPINA. Diesmal ist die Passdurchfahrt turbulent. Wir haben zwar ausgerechnet, wann Slack Water wäre, doch wir fahren bewusst eine Stunde zu früh durch, damit wir genug Zeit bis Makemo haben. Und deswegen schlingern wir auch heftig durch den Pass - wow!

Vor dem nächsten Atoll Makemo kommen wir etwas zu spät an, getrauen uns aber trotzdem, eine knappe Stunde vor Hochwasser, reinzufahren. Wow - schon wieder kämpfen wir mit starker Strömung gegen uns und machen grad noch höchstens 1,2 Knoten Fahrt über Grund!! Nichts mit Slack Water. Spannend und eindrücklich. Jetzt aber ankern, ausruhen und das Erlebnisverdauen.

Bye, bis demnächst

Genau beim Sonnenuntergang befinden wir uns in der Passdurchfahrt. Besonderer Genuss, während wir uns auf die Durchfahrt konzentrieren müssen!
Wow – hier werden die Kräfte im Wasser sichtbar. Einfahrt Pass bei Makemo.
Und hier noch unser Track bei der Einfahrt ins Atoll Makemo. Es wirbelt richtig rum!
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