76 - Tuamotus IV

Fakarava
Juli 22

Aufgewirbelter Südpass

Noch ein letzter Ausflug mit Schnorcheln! Wir lassen uns mit den Dinghies im Pass treiben, ab und zu gleiten wir ins Wasser und beobachten die Fische. Pia, Köbi, Ruedi und ich. Doch heute ist das Wasser trübe, es macht nicht so viel Spass. Draussen vor dem Riff branden hohe Wellen heran. Zwei Sportliche surfen auf den Wellenkämmen – sieht so richtig einladend aus. Das macht sicher Spass! Erst als wir zurück beim Schiff sind, merken wir, dass heute etwas anders ist. Die Wellen schwappen über die Motus, das Wasser strömt stark ins Atoll. Alles schäumt um uns rum und das Wasser ist milchig weiss. Vom nahen Ferienressort haben sich zwei Ölfässer gelöst und treiben davon, die Mitarbeiter müssen sie mit ihrem Motorboot zurückholen. Die meisten Schiffe, die hier ankerten, verschwinden und verziehen sich. Auch ein Schiff neben uns, ein Charterschiff, wird unsicher und folgt uns sofort. Später erzählt man uns, dass dies aussergewöhnlich starke Wellen waren. Im Südwestpazifik entwickelte sich eine grosse Depression, die Auswirkungen bekommen wir zu spüren. Eindrücklich.

Wir wollen eh heute weiterziehen und so ist die Abfahrt vom Südpass grad etwas spektakulär.

Paradies für Wassersportler

Hirifa ist unser Ziel – dieses Motu liegt weiter östlich im Atoll. Gut geschützt finden wir einen Ankerplatz mit Sandboden; es hat hier fast keine Bommies (Korallenköpfe). Hierhin haben sich noch andere verzogen, schlussendlich sind es 38 Schiffe!

Dieser Ort ist beliebt bei Kite-Surfern. Viel Wind hinter dem flachen Riff ergeben ideale Bedingungen. Und für uns ist es echt spannend, mit welchen Spielzeugen sich hier die Leute ihre Zeit vertreiben. Wir sehen wieder Wingsurfer. Es ist eine Variante, die sich aus Kitesurfen und Windsurfen entwickelt hat. Dabei hält der Surfer auf einem Board stehend einen Wing in der Hand, den er in den Wind stellt. Es sieht vielleicht nicht so elegant aus, aber anscheinend ist es relativ einfach zu erlernen. Auch der Material- und Stauaufwand ist gering. Andere stehen auf einem Bord, haben in der Hand eine Fernbedienung und lassen sich mit elektrischer Kraft hydrofoilend über das Wasser treiben.
Zwei supermoderne grössere Motoryachten liegen da, voll mit allem Zubehör für den Wassersport. Nachts sind sie mit blauem Unterwasserlicht mondän beleuchtet. Sieht festlich und schön aus, ob's notwendig ist sei dahingestellt.

Wingsurfen, bis die Sonne untergeht.
Das sehen wir nicht jeden Tag!
Geht ganz schön hoch hinauf! RR
Oh… noch andere Robinsons…
Noch ne 2er-Palme gefunden. Yeah!
Relaxing. RR
Stundenlang…
Sie sind ständig in unserer Nähe und geniessen es.

Da schleicht sie sich an …
Can’t get enough!

An Land sind die Spaziergänge am Strand einfach schön. Palmen, die sich hübsch und fotogen gebogen am Wasser entlang präsentieren, im Hintergrund der blaue Himmel und das türkisfarbene Meer. Ab und zu eine einfache Hütte aus Wellblech mit Palmblätterdach. Freilaufende Schweine und Hühner – Hunde, die ihr Revier verteidigen, aber eine riesengrosse Freude an den Besuchern haben und diese auch gerne ein Stück begleiten.

Am Ende des Motus, zum offenen Riff hin, entdecken wir eine Kite-Schule mit Zeltlager. Hier wird gewohnt und gearbeitet. Junge Franzosen haben sich hier niedergelassen. Ein einfaches Strandrestaurant wird abends geöffnet – da ein Unwetter anzieht, können wir es leider nicht nutzen. Im Schatten hängen grosse Hängematten unter Palmen, Slack Lines sind dazwischen aufgespannt. Ein idyllischer Platz zum Verweilen und Träumen.

Eine junge Katze, die uns vom Baum runter anmiaut, erobert unsere Herzen. Normalerweise streicheln wir keine fremden Tiere, doch diese Katze zeigt ihr Schmuseverlangen so überzeugend, dass wir nicht anders können und lange mit ihr spielen.

Ansonsten ist hier nicht viel. Nach drei Tagen ziehen wir weiter und segeln am Aussenriff den Motus entlang nach Norden. Zum Hauptort – Rotoava.

Eine Ansiedlung auf schmalem Motu

Hier in Rotoava können wir endlich wieder alles auffüllen: Proviant, Gas, Diesel, Benzin, und jeden Morgen gibt es beim Bäcker frische Baguette. Herrlich, wir lassen uns verführen.

Perlenzucht ist hier nicht mehr viel zu finden. Nun hängen die Bojen zur Dekoration zwischen den Bäumen.
Netter Treffpunkt. Yacht Service.
Das Restaurant ist äusserst einfach, die Tische ungleich hoch. Wir fühlen uns hier unter den Einheimischen sehr wohl. Crew von WINDSONG und PASITO.

Das Motu ist sehr schmal und sehr lang. Es ist nur knapp 400 m breit – auf der einen Seite die Lagune auf der anderen Seite das Aussenriff. Ein Weg Richtung Nordwesten führt nach ca. 3 km zum Flughafen und weiter nochmals ca. 9 km bis ans Ende zum Pass. Der andere Weg führt auf der Betonstrasse 18 km nach Süden, geht dann über in einen Schotterweg bis ans Riff; nochmals gut 5 km.

Ruedi und ich haben uns beim Yacht Service zwei Velos gemietet und fahren zuerst die lange südliche Variante. Vorbei an Privatgrundstücken und Palmenplantagen. Etwas eintönig und ans Wasser zu gelangen, ist gar nicht so einfach. Es macht uns grossen Spass, wieder einmal auf zwei Rädern unterwegs zu sein. Für uns ein sportlicher Event. Zwischendurch machen wir eine Pause und gewinnen 3 Kokosnüsse oder wehren uns vor sehr giftig bellenden Hunden, die nicht so gerne Velos haben und ihren Job des Revierverteidigens sehr ernst nehmen.

Der Yacht Service wird von einer Familie aus Frankreich betrieben. Eine grosszügige schattige Veranda mit bequemen Sofas zum Lümmeln, lädt zum Verweilen ein. Das freie Wifi unterstützt dies, die Cola oder das Orangina sind angenehm kühl, man kann Bücher tauschen, die Wäsche waschen, Gasflaschen auffüllen lassen, Velos mieten und andere Segler kennenlernen. Mit dem Flugzeug ankommende Touristen werden in Taxi-Bussen abgeholt und in die Ressorts gebracht; davon hat es hier ein paar. Wir denken, sie machen gute Geschäfte.

Vor ein paar Tagen, als die grossen Wellen die Motus überfluteten, wurde das Süsswasser im Grund des Atolls für kurze Zeit unbrauchbar gemacht. Salzig. Die Inselbewohner müssen warten, bis es wieder trink- und nutzbar ist. Das Grundwasser wird durch Regen gespeist. Dieses bildet im Untergrund sogenannte Süsswasser-Linsen. Die Dichte ist geringer als Salzwasser, so dass diese Süsswasserdepot auf dem salzigen Grundwasserschwimmen.

Für jeden zugänglich, Süsswasser.

Kirche

Sonntag ist Kirchgang. Um 9 Uhr (mal nicht so früh am Morgen). Das machen wir sonst nie, aber hier ist es speziell. Die Menschen kommen in ihren herrlichsten Sonntagskleidern, begrüssen sich und reden vor der Kirche bis der Pfarrer die Glocke am Strick zieht und läutet. Das Haus ist gut durchlüftet, auch diverse Ventilatoren an den Stützpfeilern helfen, die Luft zirkulieren zu lassen. Auch viele Kinder sind zu sehen, Babys manchmal an der Brust. Und sie alle lieben das Singen – da tun sie mit Inbrunst. Jeder singt laut mit. Nach dem Gottesdienst schüttelt jeder die Hände der umstehenden Personen und lächelt sich zu. Es geht schon unter die Haut, diese Zeremonien.

Die liebenswerte Art der freundlichen Polynesier.
Es ist richtig farbenfroh hier. Die Wände, Decken, die Kleider der Menschen, alles ist bunt. An den Decken hängen zur Zierde Ketten aus Muscheln.
Ab zum Frühschoppen am Strand.
Nice 😊
Lustige Velos mit Rücktrittbremse – etwas Umgewöhnung nötig 😊
Ruedi findet Kokosnüsse.
Sogar fleissige Bienen für Inselhonig gibt es hier!
Yeeaah – tut guuuuut!

Air Tahiti fliegt das Atoll regelmässig an.

Was ist ein Atoll?

Ein Atoll ist eine abgesunkene Vulkaninsel. Am Inselrand hat sich ringförmig ein Korallenriff gebildet (Saumriff). Aussenrum das Riff mit den Motus (kleine Inselchen) und in der Mitte das nicht allzu tiefe Wasser – die Lagune.

Wollt ihr sehen, wie dies von oben aussieht? SYLUPINA hat eine Drohne – es ist ein schönes Video entstanden. Dies haben wir zusammen in Raroia und Makemo erlebt: Link

Essaies?

Als wir auf der Hauptstrasse in Rotoava spazieren, entdecken wir eine Infotafel. Eine Zahl springt uns in die Augen: 193. Was bedeutet sie wohl? Neugierig fangen wir an, die diversen Zettel, die hinter Glas ausgestellt sind, zu studieren. 193 Nukleare Versuche im Zeitraum von 1966 bis 1996 wurden von Frankreich hier durchgeführt. Hauptsächlich auf dem Atoll MORUROA aber auch auf FANGATAUFA im südlicheren Teil der Tuamotus. Die Atolle selbst waren unbewohnt. Doch viele Personen, die in dieser Region leben, haben von den radioaktiven Substanzen etwas abgekriegt! Verbunden mit dem momentanen Weltgeschehen (Ukraine) beschäftigt uns diese Geschichte noch lange und lässt uns nachdenklich werden.

Was mag diese Zahl bedeuten – 193?
Feierabend-Vergnügen.

Der Wind und die Böen pfeifen uns wieder heftiger um die Ohren, sobald das etwas nachlässt, wollen wir weiter zu den nächsten Atollen.

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