77 - Tuamotus V

Toau, Apataki und Ahe
August 22

Passfahrten

Viele Segler schwärmen von dem kleinen Atoll Toau – wie schön es dort sei. Wir sind gespannt!

Als wir vor dem Pass ins Atoll eintreffen und die Wellen sehen, ahnen wir schon, dass die Einfahrt wohl etwas bewegt sein wird. Der Pass ist weit und gross. Also «Ruedi, bisch parat?» und los geht es. Damit ich flexibel bin und bei Bedarf rasch helfen könnte, habe ich mein Natel in einem wasserfesten Beutel und einer Leine um meinen Hals. Auf dem Display sehe ich mittels GPS auf den Navionics-Karten die genaue Schiffsposition. So lotse ich Ruedi ins Atoll. Er muss steuern und die Peilungszeichen im Auge behalten. Ich kontrolliere den Weg und gebe Anweisungen, ob er mehr nach links/Backbord oder mehr nach rechts/Steuerbord lenken soll. Sobald er drin ist, gebe ich weitere Infos wegen Wassertiefe, zu erwartende Seezeichen oder störende Bommies/Korallenriffe. Natürlich haben wir das vorher zusammen angeschaut. Doch unterwegs haben wir das nicht mehr so präsent. Diese Arbeitsteilung hat sich bis jetzt gut angefühlt und het verhebt.

Diesmal surfen und schaukeln wir so richtig ausladend ins Atoll Toau!
Danach sind es noch ungefähr 5 NM zu unserer ausgesuchten Bucht; eine knappe Stunde.
Hier werden wir verwöhnt – es stehen fünf neue Moorings/Bojen kostenfrei zur Verfügung. Wir sind die einzigen hier, für unseren Aufenthalt gehört dieser Platz nur uns. Weit entfernt sehen wir zwei andere Schiffe vor Anker liegen.
Es ist herrlich. Wieder diese Südsee-Farben: palmengrün, beachbeige, wasserblau in den Nuancen türkis, mittel- und dunkelblau, dazu himmelblau mit wolkenwatteweiss. Und diesmal als spezieller Farbtupfer – die gelbe Boje!

Auf den Motus, wo wir uns ausgiebig die Beine vertreten, finden wir wieder kleine einfache Hütten, wenn jemand hier Kopra herstellt und ein paar Tage hier wohnt. Im Moment ist niemand da – wir haben wirklich alles für uns. Diese Einsamkeit geniessen wir am Anfang sehr. Doch nach einem Tag hätten wir überhaupt nichts gegen etwas mehr soziale Kontakte. Einfach zusammensitzen, plaudern und diskutieren. Gemeinsam über etwas lachen. Für einen Tag gesellt sich eine Motoryacht etwas näher zu uns. Sie haben wieder ihre Spielsachen dabei und als sie gerade mit ihren elektrischen Foilboards an uns vorbeischnurren, winken sie. Gegen Abend sind sie dann schon wieder weg.

Menschen sind manchmal hier – wir treffen aber niemanden an.
Garantierter Freiblick!
Wasser gibt’s hier noch genügend. Vom Dach gesammeltes Regenwasser.
Kaffee, Werkzeug, Matratzen sind da.
Kommt da wohl doch noch irgendjemand vorbei? Es sieht alles kaputt aus und verlassen. Doch möglich wäre es.

Anse Amyot – Toau

Auf Toau gibt es etwas Aussergewöhnliches, nämlich eine Ankerbucht am Aussenriff. Normalerweise sind wir innerhalb des Atolls. Doch diese Anse Amyot ist echt schön und wir liegen dort sehr geschützt; umgeben von Motus und Riff.
Wieder stehen Moorings zur Verfügung. Diesmal hat es noch drei andere Schiffe (zwei kennen wir sogar). Eigentlich gibt es ein Restaurant, wo es Lobster zu essen gibt. Doch genau als wir dort sind, sind die Leute grad in Fakarava zum Einkaufen und Besuche machen. So ein Pech. An Land treffen wir nur einen Mann, der die Stellung hält. Und Gumpy, der schwarz-graue verstrubelte kleine Hund, der uns zur Begrüssung fast bis zum Bauch hoch anspringt und uns auf dem Inselrundgang begleitet. Irgendwo ist da immer ein lieber Hund in der Nähe.

Wir unternehmen Schnorchel Trips. Einer am Aussenriff. Es sind nicht viele Korallen dort zu bestaunen, auch eher wenig Fische, ein Hai, aber was sehr eindrücklich ist: die Kante des Atolls – und danach geht es in die Tiefe. Dies ist wirklich speziell für mich als Nichttaucherin. Das starke helle Blau und dahinter die schwarze Tiefe. Wow!

Den zweiten Trip unternehmen wir im flachen Teil der Bucht. Es ist nicht tief hier, zwischendurch können wir auf einem Sandpatch stehen. Aber wir müssen aufpassen, dass wir uns an den nahen bunten Korallen nicht aufschürfen, das kann böse, sich entzündende Verletzungen geben. Die Farben und die Vielfalt der Fische – ein weiteres Wow. Wir werden echt belohnt!

Gibt wohl nur Kokosnuss für die Schweine?
Gumpy.
Segler sind herzlich willkommen hier.
Alles wartet auf die Köche.
Seeigel und Muräne
Jetzt kommt sie mal raus aus ihrem Versteck.

Apataki mit Village

Auf zum nächsten Atoll. Wir können das Wetter nicht studieren, weil wir kaum eine Internetverbindung zustande bringen. Das Signal hier ist zu schwach. Und wir wissen nicht, wann diese stabile Wettersituation ändert.

Die Fahrt dauert nur 5,5 Stunden wir planen die Einfahrt durch den Pass kurz vor 16 Uhr. Doch unser Gestimator, der in einer Excelltabelle das Slack Water ausrechnet, hat hier wohl nicht so gut gearbeitet. Das ist absolut kein Slack Water! Die Strömung gegen uns ist so stark, dass wir eine Zeitlang mit 0.9 kn vorwärts schleichen. Dazu regnet und windet es heftig – warum trifft es uns damit immer wieder bei Passdurchfahrten? Hinter uns folgt die SY ARMOISE mit vier jungen Franzosen. Sie stehen fast und kommen kaum vorwärts. Wir atmen richtig auf, als sie es doch noch schaffen und bald sicher am Anker neben uns schaukeln.
Der Plan war, direkt in die ruhigere Südost-Ecke mit weichem Sandboden zu fahren. Doch das Huddelwetter, die schlechte Sicht und der späte Nachmittag lassen uns hier vor dem Village ankern. Zwischen all den vielen Bommies! Hoffentlich kriegen wir den Anker am nächsten Morgen wieder hoch!

Die Jungs düsen am nächsten Tag schnell ins Dorf zum Einkaufen, wir bewegen uns vor ihnen den Fahrkanal hoch in den Norden des Atolls. Dort müssten wir dann ruhiger und sicherer liegen.
Genauso kommt es dann auch. Wir, drei Schiffe nebeneinander (SY TE RERE ist schon da), können nun die nächsten Tage ruhig geniessen.
Direkt vor unserem Schiff liegt ein interessantes und schönes Riff zum Schnorcheln.
Bei einem Inselrundgang vergesse ich den Antimückenspray. Den haben wir in letzter Zeit gar nicht nötig gehabt. Doch jetzt werde ich von Nonos regelrecht durchlöchert. Drei Tage lang strenge ich mich sehr an, nicht zu kratzen! Höllisch!

Manchmal klappt’s nachts etwas besser mit Internetverbindung.

Starkwetter zum Schluss in Ahe

Frühmorgens ab durch den Pass ins freie Meer. Endlich mal wieder eine sanfte Ausfahrt. Jetzt geht es bei ordentlich Wind Richtung Norden. Das Segeln macht Spass, doch leider müssen wir etwas bremsen, dürfen nicht zu schnell werden. Morgen früh können wir erst bei Sonnenaufgang um 6 Uhr früh durch den Pass von Ahe.

Als wir dort ankommen, ist es immer noch zu früh. Wir müssen zwei Stunden warten und drehen bei. Mit der starken Strömung driften wir aber trotzdem noch etwas davon. Die Zeit nutzen wir für einen Gute-Morgen-Kaffee.
Dann aber, bei rosarotem Morgenlicht, fahren wir gemütlich rein und der schmalen Fahrrinne entlang zu unserem neuen Ankerplatz. Rundherum schützt ein Riff, wir sind quasi mittendrin wie in einer Badewanne – vor uns das Dorf. Zum Dinghydock ist es ein Katzensprung. Prima.
Während unseres Aufenthaltes hier, sind wir das einzige Segelboot. Wo sind denn all die anderen??

Im hiesigen Laden möchten wir gerne etwas frischen Proviant einkaufen. Doch die Regale sind ziemlich leer. Viele Dosen, ein paar Getränke, ein paar Packungen Mortadella, fertig. Hoppla! Wir fragen, wann das Versorgungsschiff kommt. Dienstag. Aber danach gibt es im Angebot auch nicht viel mehr. Wenigstens Zwiebeln, Kartoffeln, Knoblauch und Eier. Kein weiteres Gemüse oder Obst. Wir sind froh über unser Proviantlager und ernähren uns halt etwas gourmetlos. Es geht ja nur ums Sattwerden. Dafür öffnen wir unsere letzte Flasche Rotwein 😊.
Rum für Apéro ist leer. Und im Laden gibt es kein hochprozentiger Alkohol zu kaufen! Die günstigste Flasche Wein kostet CFP 1616 (ca. EUR 14). Nach 17 Uhr verkauft der Laden kein Alkohol mehr!

Zum Beinevertreten umrunden wir das kleine Motu und das daneben, welches durch eine Betonstrasse/Brücke verbunden ist. Wenn wir nicht zu schnell laufen, kommen wir auf eine Stunde. Trotzdem entdecken wir so einiges und lernen noch eine Frau, die dort für ein paar Monate wohnt, kennen. Juanita und ihr Mann Wilhelm.

Am Tag unserer Ankunft treffen wir auf eine Gruppe Menschen, welche im Schatten sitzen. Vier Männer spielen Gitarre und Ukulelen. Wir bleiben stehen und hören zu, doch bald winken sie uns näher in ihren Kreis und besorgen Stühle zum Sitzen. So haben wir alle Freude aneinander, die Musik ist betörend. Schlussendlich sitzen wir am Tisch vor einem Teller mit Essen: Schweinefleisch mit Reis und Kokosmilch, dazu noch etwas rohen Thunfisch. Sie sind so sympathisch und grosszügig, diese Polynesier. Wir sind sehr dankbar für dieses musische und kulinarische Erlebnis.

Die beiden nächsten Nächte werden happig. Eine Hochdruckzone im Süden drückt viel Wind, Regen und Wellen zu den Australinseln, den Society Islands, Tahiti und auch wir auf den Tuamotus kriegen etwas ab. Rund um Tahiti fällt sehr viel Regen, fast sturmartig, immer wieder hören wir von driftenden Schiffen. Bei uns sind die Windböen heftig. Alles andere als angenehm. Doch unser Anker hält.

Mittendrin. RR.
Es schmeckt und wir hoffen, unsere Mägen vertragen alles.
Zwischendurch kommt das Versorgungsschiff.
Und geht dann wieder am gleichen Tag weiter.
Perlzucht – alles wartet, bis es weitergeht. Durch Corona ist diese Arbeit etwas zum Erliegen gekommen. Jetzt kommt’s wieder. Erzählt uns Juanita.
Kopra. Zuerst Kokosnuss aufschlagen und stapeln.
So umgedreht, kann das Kokosfleisch gut antrocknen. Es löst sich besser aus der Schale.
Und hier das Kokosfleisch zum endgültigen Trocknen, bevor es in Jutesäcken nach Tahiti transportiert wird.
So sieht die Hauptstrasse auf diesem kleinen Motu aus.
Charmant! Als könnte man sich hier verlaufen.
Auch für Jugend und Sport ist vieles vorhanden. Und leider auch schon bald wieder zerfallen.
Zur Dekoration werden viel Stoffe verwendet und nach jedem Anlass wieder abgehängt. Hält länger!
Bei fast jedem Haus hängt so ein Drahtgestell zum Sammeln der leeren Dosen und PET-Flaschen.
Kleines Motu in einem kleinen Atoll, das durch seine Vielfalt begeistert. Bis bald in Rangiroa!
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