81 - Iles sous le vent

Von Moorea nach Huahine und Taha’a
November 22

Bevor wir weiterziehen

Unser Pizza-Gluscht wollen wir, bevor wir weitersegeln, gerne noch stillen. Dazu testen wir die weit empfohlene Pizzeria Allo, wir sind schon an ihr vorbeimarschiert, da war sie aber geschlossen. Sie liegt genau neben der Strasse. Es ist ein Kommen und Gehen – sie ist beliebt; auch zum Pizza-Mitnehmen. Direkt aus dem Steinofen wird sie knusprig serviert und schmeckt absolut genial. Die frischen Ananasstücke fast direkt vom Feld auf der PIZZA MOOREA haben noch nie so gut gemundet.

Sie öffnet nur von 17 – 22 Uhr. Jeden Tag.

Bei unserem letzten Inselbesuch auf Moorea haben wir die Destillerie ROTUI gar nicht gross beachtet. Dort soll es aber günstigen Rum geben und so machen wir uns schnell auf dorthin, denn unsere Bar ist fast leer. Der kleine Rundgang darf selbstständig durch die laufende Produktion begangen werden und ist gut dokumentiert. Es gefällt uns hier in dieser kleinen Fabrik, wo doch hauptsächlich Fruchtsäfte und eben auch Rum produziert und abgefüllt werden.

Ja – ich glaube, Ruedi hat eine Pumpe entdeckt 😉

Bei der Abfahrt von Moorea sehen wir tatsächlich noch Wale. Für mich ist es zum ersten Mal SO NAH! Gerade als wir aus der Bucht fahren, kommt uns ein Katamaran entgegen, der in die Bucht rein will. Wir müssen relativ nah aneinander vorbei, weil hier ein kleiner Pass zwischen den Riffen ist. Plötzlich dreht er ab und wird langsamer. Was macht er denn jetzt? Dann sehen wir sie. Zwischen unseren beiden Schiffen zeigt sich ein Wal. Es ist die Mutter, sie zeigt uns nur ihren gewölbten grossen Rücken. Plötzlich beginnt das Baby wie wild aus dem Wasser zu springen. Immer wieder schnellt es aus den Wellen, begeistert und voller Lebensfreude. Herrlich. Wir sind so gebannt, dass wir nur gucken und keinen Moment an Fotos denken. So etwas Schönes muss man einfach ungestört voll geniessen und reinziehen.
Als sie schon fast zu weit weg sind, nehme ich noch schnell das Handy und filme, aber das ist nichts mehr zu dem, was wir soeben erlebt haben.

Die Überfahrt nach Huahine ist ruppig mit vielen queren Wellen. Aber wir können alles segeln, der Wind ist gerade genug stark. Nicht schnell, aber konstant.


 Huahine – die geheimnisvolle Insel

Die Inselgruppe (Huahine, Raiatea, Taha’a, Bora Bora, Maupiti) heissen Îles sous le vent. Zusammen mit der Îles du vent (Tahiti und Moorea) werden sie die Gesellschaftsinseln (Society Island oder Îles de la Société) genannt.

Auf Huahine wohnen rund 6400 Einwohner, die sich auf einer Fläche von 74 km2 verteilen. Es gibt eine kleine Huahine Iti und eine grosse Insel Huahine Nui, sie sind durch einer Brücke zusammen verbunden. Das Inselinnere ist wild und fast unerschlossen. Die Natur ist dicht und grün.

Wir ankern vor dem Hauptort Fare und entdecken auch gleich das Wahrzeichen hier: die liegende schwangere Frau – die Bergkette vermittelt es so. Der Ankerplatz ist ruhig, nahe dem Ufer. Das gefällt uns. Der Ort weist ein paar Läden und Restaurants oder Roulottes (mobile Essstände) auf. Jeden Vormittag herrscht ein emsigen Treiben, an unzähligen kleinen Ständen werden Früchte und Gemüse verkauft. Zweimal die Woche kommt die Fähre an und spukt Touristen aus, welche freundlich und oft mit einem geflochten Blumenkranz begrüsst werden.

Die liegende schwangere Frau. Der Kopf ist rechts im Bild, links daneben ihre Brust und dann der gewölbte Bauch 😉
Gemütlicher Ort – VINI ist übrigens der Internetprovider hier.

Rund um die Insel findet man viele Kultstätten, sogenannte Marae. Bei der Marae Maeva steht ein sehr eindrückliches Ausstellungshaus. Hier werden die Kenntnisse über Meer und Schifffahrt, Navigation, Tradition und Rituale der Polynesier eindrücklich dargestellt und vermittelt. Barfuss auf den weichen Bastmatten am Boden wandere ich in diesem Gebäude aus Naturmaterialien herum und schaue mir alles in Ruhe an.

Ein berühmter Sänger «Bobby» Holcomb (Amerikaner) hat sich diese Insel nach vielem Herumreisen zum Bleiben ausgesucht. Er war auch Maler und hat mit seiner Kunst und seinem Charme die Menschen verzaubert. Er wurde von der Regierung offiziell als Legende anerkannt und ist hiergestorben.

Die Schuhe müssen draussen bleiben. Ich bin froh, denn die Bastmatten am Boden in der Ausstellung sind sehr angenehm. Das Erlebnis wird intensiver dadurch.
Ich spüre den Stolz auf ihre Tradition.
Büsten-Oberteil, mir gefällt die Muscheldekoration.
Marae Anini – eine etwas mächtigere Kultstätte…
… was die überall platzierten und mit Bast umwickelten Steine bedeuten (oder auch nicht), habe ich nicht herausgefunden.
Wohlfühlort (Selbstauslöser).

Wir haben uns zwei einfache Velos mit einem Gang und Rücktrittbremse gemietet. Der Laden war an und für sich schon sehr einfach. Naturboden mit Sand und Steinen, darauf ein paar Tische mit Handwerkskunst aus der Region in einer einfachen dunklen Holzhütte an der Hauptstrasse von Fare. Der Vermieter, ein junger Mann, der alle Zeit und Musse der Welt hat, überreicht uns die Velos. Er hat hier im Laden übernachtet; wir getrauen uns nicht zu fragen, ob es auch sein zuhause ist. Zuerst prüfen wir, welche Velos noch Handgriffe mit intakten Griffen haben und welches Hinterrad das kleinste Acht aufweist. Da wir heute Morgen die ersten sind, dürfen wir auswählen.

Wir waren der Meinung, dass die Strasse, welche rund um die Insel führt, keine grossen Steigungen aufweist und wir flach und einfach fahren können. Doch auf der nördlichen Seite geht die Strasse auf einmal sehr steil nach oben. 15% Steigung zeigt das Verkehrsschild. Hoppla! Wir schieben rauf. Oben angelangt kommen wir zu einem Aussichtspunkt und können in die Nachbarsbucht schauen.
Doch als wir weiterfahren wollen, hübsch den Berg runterrollen, bemerken wir das Schild «30% Gefälle». Oha – und wieder schiebe ich mein Velo, diesmal nach unten! Den Rücktrittsbremsen traue ich nicht.

Es braucht kein e-Bike zu sein. Im Nachhinein sind wir froh, denn die e-Velos währen zum Stossen schwer gewesen!
Herausfordernd! Vor allem für ein schneller Runterfahrer wie ihn!

Dschungelfeeling

Südlich von Huahine gibt es ein Ankerplatz hinter dem Riff. Er ist ruhig, geschützt, blauer als Blau. Das luxuriöse Resort Le Mahana besitzt ein gutes Pier, hier dürfen Segler ihre Dinghies festmachen und parkieren. Das Restaurant hat eine angenehme Ambiance und so nehmen wir abends einen Apéro und geniessen die Abendstimmung.

Der Drink versprach leider nicht, was wir von einem teuren Resort erwartet haben. Aber der Preis war dafür abgerissen!?!

Am nächsten Tag wandern wir dem Strand entlang und entdecken einen Pfad, der einmal ins Tal hinein und rundherum wieder herausführt. Naturweg mit überschwänglicher und üppiger Flora – sehr eindrücklich. Am Wegrand stossen wir auf einen Farmer, der ein Feld bestellt. Taro wird hier angepflanzt und kultiviert. Die Pflanze braucht viel Wasser, um gut zu gedeihen; nach frühestens neun Monaten kann geerntet werden. Die stärkehaltigen Rhizome (ähnlich wie Kartoffel) und auch die proteinreichen Blätter und Stängel (ähnlich wie Spinat) werden gekocht oder geröstet verzehrt. Roh ist die Pflanze in allen Teilen giftig.

Privates Vanillefeld. Langsam wandern wir ins Landesinnere, dem Tal entlang.
Dies ist Taro. Das Tal ist sehrt fruchtbar. Feucht und warm.
Tarofeld auf eine andere Art. Hier stützt das Palmenblattnetz die Pflanzen.
Kalani erklärt uns stolz seine Arbeit und wie man dieses Knolle isst.
Zur Krönung des Tages nach dem wunderschönen Walk – Mittagessen am Strand.
Poisson cru – roher Fisch – an Vanille-Sauce. Delicious !
Wer will denn da noch mitessen?

Das Leben in Fare:

Die Fähre Aremiti 5 trifft ein, Gäste werden abgeholt.
Sehr beliebte Beschäftigung – Beobachten
Welch hübsche Begrüssung.

Taha’a – es duftet nach Vanille

Gemütlich segeln wir bei ruhigem Wetter in drei Stunden rüber zur nächsten Insel Taha’a. Zusammen mit der Insel Raiatea wird Taha’a von einem grossen Riff umgeben. Dahinter fühlt sich das Segeln oder Ankern wie auf einem See an. Gleich neben dem Pass entdecken wir ein grosses Ankerfeld, ganz nah am Riff lassen wir unseren Anker runter. Ein geschossenes Foto muss in der Sättigung fast verringert werden, das Blau und Türkis kommt unnatürlich stark daher, wirkt beinahe kitschig. Aber es ist so. Unglaublich. So intensiv und einfach atemberaubend.

Über die nördliche Küste fahren wir auf die Westseite rüber. Vor einem mondänen Resort ankern wir. Das Zimmer pro Nacht ohne Frühstück kostet hier um die 1000 EUR!!!
Die Motus (kleinen Inselchen) liegen nebeneinander ohne direkte Verbindung, aber das Riff ist hier so flach, man kann zu Fuss von Insel zu Insel waten. Doch diese sind alle privat, ein Betreten will erfragt werden.

Dazwischen liegt der Schnorchel-Spot Coral Garden. Frühmorgens, es ist gerade mal acht Uhr, fahren wir mit dem Dinghy ran und lassen uns ins Wasser. Wir sind enttäuscht von den Korallen. Aber die Fische sind sehr neugierig und kommen sehr nah ran. Später am Tag tauchen hier viele kleine Touristenboote auf, dann wimmelt es von Menschen im Wasser. Aber jetzt haben wir alles für uns allein.
Wieder auf dem Schiff, der Wind hat aufgefrischt und das Boot hat sich zum Riff hingedreht, rumpelt es plötzlich. Was ist das?? Schnell realisieren wir, dass wir zu nah am Riff sind. Durch das Drehen ist unser Ruder auf Sandgrund aufgekommen, es lässt sich nicht mehr drehen! Rasch starten wir den Motor und fahren seeehr vorsichtig weg vom Riff. Wir ankern etwas weiter draussen und Ruedi geht sofort ins Wasser und schaut sich das Ruder von unten an. Wir hatten Glück – nichts ist passiert!

Das Luxusresort.
Blick nach Bora Bora.

Auf der anderen Seite ist die Bucht Tapuamu. Dort hat es ein paar Bojen – zur freien Benutzung. Dorthin verlegen wir unsere PASITO. Das Dorf ist klein und überschaubar mit einem Laden, einer Tankstelle, zwei Rum-Destillerien, einer Velovermietung und Snackbars, welche leider geschlossen sind.

Zuerst laufen wir unsere Beine wieder mal ein. Sie brauchen unbedingt mehr Bewegung!! Nach ein paar Strassenwindungen erreichen wir eine Pearl Farm. Die Besichtigung ist wie immer frei und diesmal will ich mir das unbedingt anschauen. Sehr unterhaltsam wird hier der Prozess der Perlenzucht erklärt.

Nur in Französisch Polynesien gibt es die dunklen Perlen. Tahiti-Perlen werden sie genannt. Sie haben eine Vielfalt von Farbnuancen, von hellgrau über grün, rosé, blau, aubergine, schokoladefarben, bronze, anthrazit bis schwarz.

Die Arbeit ist zeit- und arbeitsintensiv. Wenn die Muschel circa 10 cm gross ist, was nach ungefähr drei Jahren der Fall ist, werden die besten Exemplare für die Bekernung vorbereitet. Dafür benötigtes auch eine Gebermuschel. Diese wird nach der Schönheit der Perlmuttfärbung ausgewählt, denn von ihr werden Epitelzellen des Mantelgewebes in die Zuchtmuschel, zusammen mit dem Implantat, eingepflanzt. Dies beeinflusst die Farbe der sich entwickelnden Perle.

Die Muschel und ihr Implantat aus dem Mississippi. Wie kommt sie da rein?
Der Operateur platziert das Implantat und ein kleines Stück Epitelzelle in die Schwarzlippenmuschel (Pinctada Margaritifera).
Die Muschel wird an ein Gestell angebunden und für 16-24 Monate ins Salzwasser gehängt.
Regelmässig werden die Behälter geholt, gereinigt und wieder ins Wasser gebracht.

Buchtwechsel – Meteo France warnt

Unsere Wetter-App WINDY zeigt an, dass da eine Wetterstörung kommt. Auch auf METEO FRANCE wird die Warnung von gelb auf orange erhöht. So machen wir uns auf, in die uns bekannte Bucht vor Haamene. Dort liegt man so sicher, vor einer Woche hatten wir die letzte Wetterkapriole abgewartet. Also – nochmal dorthin.

Momentan ist es noch ruhig und so beschliessen wir sofort, dies auszunutzen. Mit guten Schuhen laufen wir der Strasse entlang, über den Berg, in die andere Bucht Hurepiti. Die Sonne scheint, es ist schon ordentlich warm. Wir geniessen den Walk.
Schon wieder so ein schöner Garten, wir bleiben stehen und bewundern eine riesengrosse Fächerpalme, umgeben von den unterschiedlichsten Pflanzen. Was hier so alles wächst! Eine Frau nähert sich und ich mache ihr Komplimente wie schön das hier aussieht. Gleich lädt sie uns ein, sie will uns den Garten zeigen. Ihre 75-jährige Mutter pflegt und hegt diesen seit Jahrzehnten.

Moana ist sehr freundlich und aufgestellt. Stolz zeigt sie uns fast jede Pflanze und erzählt auch, wie anstrengend die Pflege ist. Die Natur ist hier so gewaltig, man kann keine Pause machen, sonst wächst es in kürzester Zeit zu. Als ich sie frage, ob ich Fotos machen darf, willigt sie sofort lächelnd ein. Ich sende ihr später diese per Email zu und sie hat grosse Freude daran.
Zum Abschied schenkt sie uns Früchte und meint, «wenn ihr müde seid, könnt ihr auf dem Rückweg bei mir Anklopfen, dann fahre ich euch über den Berg zurück.» So sind sie. Die Polynesier. Wenn der Kontakt mit lachenden Augen zustande gekommen ist, sind sie äusserst herzlich.

Weiter vorne ist ein Laden. Gerade als wir ihn erreichen, startet der heftige Regen. Wir kaufen uns etwas zu trinken und zu essen, fragen die Ladenbesitzer, ob wir am Tisch vor dem Eingang essen dürfen und warten ab. Doch es hört nicht auf. Im Gegenteil. Um zwölf Uhr schliesst der Laden. Der Besitzer kommt zu uns und bietet uns eine Rückfahrt nach Haamene an. Der Regen wird nicht aufhören. Also sagen wir erfreut zu und er fährt uns zurück. Dabei fragt Ludovic uns, was wir machen und als wir ihm unsere Segelreise von Europa via Karibik und Panama nach Französisch Polynesien erzählen, staunt er nur und schüttelt immer wieder den Kopf. Der Abschied ist auch hier sehr herzlich.

Diese Freundlichkeit und Offenheit tun uns so gut. Da wir nicht viel Kontakt zu anderen Segler haben, es sind viele Charterboote hier, geniessen und schätzen wir die Bekanntschaft mit der einheimischen Bevölkerung. Genau dies macht so Freude – das ist genau das, was wir auf der Reise erleben möchten.

Moana.
Moana und Chris, mit Blumen hinter dem Ohr, wie es hier gelebt wird. Bild gemacht von Ruedi.

Weitere Bekanntschaft

Bei unserem ersten Besuch an diesem Ort, lernten wir Marcel kennen. Beim Spaziergang durch den Ort, sahen wir einen Mann, der mit einer Maschine grosse Löcher ins Feld bohrt. Schön gleichmässig. Wir bleiben stehen und gucken erstaunt. Da winkt uns der Mann, Marcel, näher und erklärt uns seinen Anbau von Taro. Dann nimmt er eine kleine Pflanze und setzt sie. Weiter offeriert er uns eine Kokosnuss – sie ist mit mindestens einem Liter Kokossaft gefüllt. Prima!

Was wird das?
«Das ist mein Reich– mein Feld voll Taro.»
« Schau gut zu, so wird die Jungpflanze eingesetzt.»

«Zur Erfrischung noch etwas Kokossaft aus meinem Garten.»
Zum Schluss noch das Kokosfleisch am Rand auskratzen. Danke Marcel. Das hat uns gut gefallen.

Über Mittag kommen viele Einheimische und holen ihr Essen. Es schmeckt echt fein. Wenn vielleicht auch nicht besonders gesund. Vegetarier hätten es hier schwer, alles ist sehr fleischbezogen. Oder Fisch.

Das Dessert findet man an den Strassen überall - frische Früchte.
Aber günstig sind sie nicht, obwohl sie im Überfluss hier überall wachsen.

So, jetzt wird der Blog aber arg lang. Ich muss aufhören.

Bis zum nächsten Mal.

Bye.

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