83 - Inselhopping

Besuch auf der PASITO.
Januar 23

Die Crew verdoppelt sich

Unsere Gäste kommen heute. Frühmorgens laufen wir von der Marina durch die leicht rosagefärbte Morgenstunde. Es ist herrlich frisch, alles ist am Erwachen. Überall sehen wir Menschen, unterwegs zur Arbeit. Mit dem Auto, dem Roller, zwischendurch wird an einer kleinen Snackbar das Frühstück eingenommen. Das Laufen tut uns gut, auch wenn wir neben der Strasse laufen müssen. Wir brauchen nur eine Stunde, dann sind wir am übersehbaren, doch schon quirligen Flughafen von Tahiti. Menschen stehen rum, sie alle warten auf jemand. Viele halten in ihren Händen die stark duftenden Blumengirlanden. Es ist üblich, die Ankommenden damit zu begrüssen. So gucken wir uns rasch um, wo wir solche Willkommensketten kriegen und warten dann umhüllt von Blütenduft auf Petra und Hugo.

Und dann sind sie da. Mit ihnen kommt ein Stück von der Heimat mit. Gerade für mich (Chris) ist dieses Gefühl überwältigend, war ich doch kürzlich gerade daheim.

Taxi nehmen wir keines. Das wäre zu einfach. Nein, wir führen die beiden gleich ein in unser Segelleben, den liveaboards. Es geht über die Strasse zum öffentlichen Bus. Er hält dann vis-à-vis von der Marina Papeete.

Et voilà - da steht unsere PASITO, bereit für die grössere Crew.

Hauptort Tahiti und der Jahreswechsel

Die Vorkoje für unsere Gäste bereit resp. freizumachen, war im Vorfeld ein grösseres Projekt. Über drei Jahre hatten wir keinen Mitsegler an Bord und somit wurde dieser Platz von uns voll belegt. Mit Büchern, Handtüchern und Bettzeugs, mit Proviant und sonstigem. Doch wohin sollen wir dies nun versorgen und die Koje hübsch und leer übergeben? Ja, das war schon etwas Tüftelarbeit. Wir lernen verdichten ;-)

Die ersten Tage bleiben wir in der Marina. Zum Ankommen und sich Einrichten ist dies sehr gemütlich und angenehm, vor allem wenn man für die Zeitumstellung und den Jetlag noch etwas Unterstützung braucht. Auch stehen WC und komfortable Duschen zur Verfügung. Dazu können wir ihnen ein paar Segler vorstellen, die sich ebenfalls hier befinden. Einstieg in unser Leben.

Die Strandpromenade von Papeete ist abwechslungsreich und schön angelegt.
Einkaufen in der Markthalle.
Zeit für den Durst.
Luxusschiffe vom Feinsten liegen hinter uns am Pier.
Abendessen auf dem Schiff.
Ausflug mit dem ÖV in den Süden von Tahiti. Tavaro.
Das schöne Restaurant haben wir nicht gefunden, deshalb mal einfaches Essen. Das Schoko-Dessert ist wundervoll!
Über Unterhaltung auf der Rückfahrt können wir uns nicht beklagen. Er ist so charmant!

Silvester steht vor der Tür, das wollen wir hier in der Stadt feiern. Wir suchen uns ein angenehmes Restaurant - es ist eine Brasserie, die noch selber Bier braut, das 3B. Das Silvester Dinner ist perfekt, wir sitzen im klimatisierten und voll geschmückten Innenraum und werden mit einem fürstlichen Essen verwöhnt. Alles schmeckt sehr lecker und ist hübsch dekoriert, die Serviererinnen sind äusserst charmant und aufmerksam. Auch das Dessert, ein gateau aux chocolat, ist eine Augenfreude und der Gaumen geniesst den herrlichen Geschmack. Uns wird aber kalt hier drinnen, so wechseln wir den Tisch und gehen wieder auf die warme Terrasse. Einfache Livemusik begleitet uns die weiteren Stunden, zum Beobachten gibt's ne Menge!

Die zierliche und überglückliche blonde Touristin oder die grosse Familie aus Indien, die alle Kaffee trinken. Einheimische, die allein vor einem riesigen Pott mit Bier sitzen, oder zusammen tanzen. Oder die dunkelhäutige runde Lady, ganz in Silber gekleidet und voll bis obenhin. Ab und zu wird sie vorsorglich von ihrer Freundin auf die Toilette begleitet, dort kann sie sich dezent erleichtern und danach weitertrinken. Aber sie hat ihren Spass, versucht zwischendurch mal zu flirten und tanzen - doch das geht dann immer weniger gut. Auf jeden Fall unterhält sie die Leute.

Anstossen tun wir auf den Schiff und staunen über das kleine und kurze Feuerwerk. Gérard, ein anderer Segler, der schon lange hier ist, erzählte uns von einem riesengrossen Feuerwerk (vor Covid). Das gibt es leider nicht mehr. Aber uns reicht es so.

Es mundet sehr, unser Silvestermenü.

Erstes Segeln zur Nachbarsinsel

Wir segeln rüber nach Moorea und sagen Tahiti ciao. In der Cook's Bay ankern wir. Das Wetter ist nicht so stabil, eigentlich wären wir lieber am Riff draussen. So geniessen wir die ruhige und geschützte Lage. Zuerst zeigen wir unseren Gästen den Weg zu den Ananasfeldern. Die sind nämlich wunderschön, auch der Blick auf die umliegenden Berge.

Alles ist ruhig im Ort, wir merken, dass vieles geschlossen ist. Überall wird Inventar gemacht, geputzt und geflickt. So ist leider auch die charmante Snackbar beim Dinghysteg geschlossen; hier wird mit Hochdruck gereinigt und alles Holz abgeschliffen.

Auch als wir die Saftfabrik Rotui besichtigen wollen, können wir zwar rein, doch alle Maschinen und Förderbänder stehen still, auch die Degustation ist zu. Das ist natürlich nicht so spannend.

Mit dem Mietauto fahren wir einmal um die Insel. Es ist eine Ferieninsel, das heisst, es gibt viele Ferienressorts und Bungalows. Sehenswürdigkeiten eher weniger. Zum Wandern wäre es wunderbar. Die Besuchszeit ist nicht ideal. Es ist Regenzeit - das werden wir auch bald stark merken, vieles ist geschlossen, das Wetterinstabil, sehr feucht und heiss. Unseren Besuchern haben wir das im Vorfeld auch deutlich gemacht.

Eine bewegte Nacht verbringen wir doch noch am Aussenriff. Das Schnorcheln ist wegen der stärkeren Strömung dann doch etwas anstrengend. Aber immerhin sauberes klares Wasser.

Fast Mitten in der Insel, die Bergkulisse beeindruckt.
Das Ananas-Monster!
Unterwegs rund um die Insel Moorea.
Oooooh – wenn es mal etwas zum Anschauen gibt, ist die Kirche geschlossen!
Die Kilometersteine sind in der Form der Insel.
Tiki gefunden!
Tiki Village – eine hübsche Ausstellung der polynesischen Kultur.
Ja, das sieht nach Paradies aus. Alte Fotos vom Fotografen: A. Sylvain.
Der Propeller vom Aussenborder will nicht so richtig. Ruedi muss mal wieder Hand anlegen.
Die Strömung ist stark, das Vorwärtskommen ist kräftezehrend.

Der Mond ist aufgegangen

So, jetzt geht es aber weiter auf die nächste Insel.
Wir erwischen eine sehr ruhige Nacht, trocken und mit viel Vollmond! Das Wasser mit den leichten Wellen schimmert metallisch, es ist idyllisch, die Gedanken dürfen wieder mal über’s Meer wandern. Eine Bilderbuch-Überfahrt wird's.

Huahine ist die erste Station. Es ist schön hier und das Restaurant Yacht Service verwöhnt uns mit Poisson Cru und feinen Steaks, dazu die tolle Ambiance am Ufer. Lange bleiben können wir hier leider nicht. Die Wettervorhersage zeigt, dass viel Regen und heftige Winde im Anmarsch sind. Deshalb fahren wir direkt in die tiefe schützende Bucht von Haamene auf Tahaa. Diesen Platz kennen wir schon, hier sind wir sehr sicher.

Wir sind wieder da.

Es wird ruppig, grau und nass

Haamene hat bei schlechtem Wetter ein paar Vorteile. Es gibt Strassen, die in vier verschiedene Richtungen abgehen, sodass wir auch mal bei Nässe gut laufen und uns die Beine vertreten können. Zwei Einkaufsläden bieten ein Angebot, das doch einigen Ansprüchen genügt. Viel knackiges Gemüse finden wir nicht, doch Thunfisch ist frisch und fein. Jeden Tag frischgebackene Baguette, die man einfach rechtzeitig, also eher früher am Morgen, holen sollte. Die Menschen hier auf Tahaa sind äusserst freundlich und offen. Sie schützen ihre Vanille-Insel vor dem Massentourismus; viele Ferienbetten gibt es hier nicht. Dafür viel Natur, viel Grün und bunte Blumen.

Im Ort ist es ruhig, das College hat geschlossen, die Kinder sind noch in den Ferien. Langsam kommt Bewegung auf, zuerst wird die Bibliothek geöffnet und in Gruppen erscheinen die Schüler.

Zwei Snackbars haben über Mittag geöffnet, das Restaurant Tahaa Maitai auch abends. Als es gerade mal hübsch friedlich und ruhig ist, gehen wir Abendessen. Es schmeckt sehr gut, das Fleisch und der Fisch sind delicious. Als Dessert wählen wir ein Crème brulée, das hatten wir schon lange nicht mehr. Unterhaltung bieten uns die lebhaften grossen Kakerlaken, die auf der Terrasse hin und her flitzen. Bevor wir zum Schiff zurückkehren, überrascht uns eine Regenwand. Sie donnert windschnell heran, entleert sich heftig über uns und zieht schnell weiter. Dann ist das Meer wieder spiegelglatt. Welch ein Schauspiel.
Lustig oder eher etwas gruselig wird's dann noch, als wir vom Steg ins Dinghy hüpfen. All die grossen Kakerlaken wollen mit und hüpfen ebenfalls rüber!!! Wir müssen uns richtig wehren und untersuchen alles äusserst genau auf blinde Passagiere; die wollen wir auf keinen Fall auf dem Schiff. Aber das ist das Problem nachts, da sind diese Viecher halt sehr aktiv.

Der grosse heftige Regen trifft dann auch ein und fesselt uns ziemlich ans Boot. Eine Woche lang ist alles feucht, wo wir können, gehen wir an Land. Lustig ist das nicht gerade, trotzdem halten wir uns bei Laune. Mit Jassen geht das gut, das haben wir schon lange nicht mehr gespielt!

Am Geburtstag von Ruedi organisieren wir uns ein Mietauto. Doch genau an diesem Tag regnet es den ganzen Tag. So teilen wir uns auf, Petra und Hugo schauen sich die kleine Insel an, Ruedi und ich bewachen das Schiff und feiern e chli.

Heute ziehen sie einmal alleine los.
Apéro ist gleich fertig.
Das Huddelwetter ist da!
Mit Humor geht alles etwas leichter.
Zuerst hatte Ruedi stark Husten, danach hat es mich auch erwischt. Ich bleibe gern mal an Bord. Jetzt grad sowieso 😉

Wir wagen uns aus der Bucht raus

Irgendwann sieht das Wetter dann besser aus und wir verlassen die Bucht, fahren nach Raiatea/Uturoa rüber, um einen grösseren Einkauf zu machen. Hier gibt es einen grossen Champion und diverse kleine Läden. Die Bojen sind mit Charter-Katamarans besetzt und liegen extrem nahe beieinander. Wir entscheiden uns zu ankern und finden einen Platz (eigentlich kein offizieller Ankerplatz!). Doch das Wetter haut uns noch ein paar Stunden heftigen Wind hin – wir sind alle unendlich froh, als es aufhört, und dass der Anker gehalten hat.

Am nächsten Tag geniessen wir dann doppelt, das wunderbare Segeln zur letzten Insel. Wieder eine sehr sanfte und schöne Überfahrt, wir sind froh darüber, denn unsere Gäste sind keine eingefleischten Segler.

Final Destination

Bora Bora – magische Worte. Für reiche Leute eine Trauminsel. Die Firstclass Ressorts sehen toll und sehr einladend aus.

Ankern darf man im ganzen Atoll seit 2021 nicht mehr, so hängen wir dann an der Boje. Pro Nacht für das Boot XPF 4000, ca. CHF 34. Zusätzlicher Service: Abfall wird entsorgt.

Durch die Regenzeit sind die Wege zu den Aussichtspunkten sehr matschig und glitschig. Zu gerne wären wir hochgelaufen auf den Berg, denn von oben sieht das Atoll bezaubernd aus.

So laufen wir der Strasse entlang zum Hauptort Vaitape und gucken uns um. Von hier wird die Fähre zum Flughafen ablegen, welche unsere Gäste in ein paar Tagen mit dem Flugzeug nach Tahiti nehmen werden. Das Zurückbringen nach Tahiti mit dem Segelschiff reicht zeitlich nicht. Auch die Wetterbedingungen machen dies nicht sinnvoll.

Wir haben noch das Glück – die Sonne guckt und beschert uns einen wunderbaren Tag. Gleich fahren wir dem Ufer entlang und landen schlussendlich am herrlich blauen flachen Aussenriff. Es ist wie ein Schlussbouquet, das alle versöhnlich stimmt. Trotz widrigem Wetter konnten wir einige schöne Moment geniessen.

Abschiedsessen bei wunderbarem Sonnenuntergang.
Unser Dinghy wartet geduldig.

Zusammen geniessen wir die Ambiance und das feine Abschiedsessen vom Yacht Club Bora Bora.

Goodbye Petra und Hugo, wir hoffen, es hat euch gefallen. Auf der PASITO und bei uns, den liveaboards!

Hier noch etwas Amüsantes:

Ruedi und ich segeln zurück, von Tahaa nach Huahine. Das Wetter ist nicht so ideal, weit hinten sehen wir dicke schwarze Wolken. Wir machen uns bereit, alle Segel sind draussen.

Dann geht alles sehr schnell, der Wind wird stärker von 10 kn plötzlich auf 25 und dann 35 kn! Schnell reffen. Doch – WAS IST DASFÜR EIN GERÄUSCH???? Ruedi meint, ein Segel ist gerissen und ich bin einfach wie erstarrt, das habe ich noch nie gehört! Doch bei mir ist etwas geschehen! Die automatische Schwimmweste hat sich ausgelöst, innert 3 Sekunden werde ich eingepackt und kriege kaum noch Luft. Wow! Ich kann mich auch kaum bewegen...ausgerechnet jetzt! Ruedi ruft "halt die Schote fest", während er die Genua reinzieht. Ich komme mir vor wie ein Michelin-Männchen oder ein Insekt auf dem Rücken. Wie kann ich ich denn da effizient helfen! Ausgerechnet jetzt! Ruedi muss das Gross (Hauptsegel) auch noch reffen und ich japse nach Luft! Endlich kriege ich das Ventil in die Finger, kann Luft rauslassen und mich endlich von dem einengenden Ding befreien!

Ufff. Jetzt erst mal das Schiff richtig unter Kontrolle bringen – doch Ruedi hat es geschafft. So atmen wir mal richtig aus, bevor wir uns über diese komische Situation auslachen. Ich bin wohl mit der Reissleine irgendwo hängen geblieben und habe die Schwimmweste manuell ausgelöst!

Wenigstens weiss ich nun – sie funktioniert!

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