90 - Palmerston und Niue

Zwei Stopps inmitten des Pazifiks
Juni 23

Unser Host in Palmerston

Nach Aitutaki segeln wir rüber nach Palmerston (Fläche: 2.1 km2). Es ist eine Insel in einem grossen Atoll, rundherum das Aussenriff und weitere rund 30 kleine unbewohnte Inselchen. Ins Atoll reinfahren geht nicht, es hat zwar eine schmale Passage, doch für grössere Schiffe nicht machbar.

Früh morgens, gerade nach der Dämmerung, treffen wir dort ein. In der Meinung, dass hier ein paar Mooringbojen auf uns warten, freuen wir uns auf das Ankommen. Doch bereits über Funk teilen sie uns mit, es gibt keine Bojen mehr. Seit Covid wurden diese nicht mehr betreut, das Wetter und das Meer haben sie kaputt gemacht und weggeschwemmt. Die Inselbewohner können die neuen Bojen nicht festmachen, da sie keine Geräte und Tauchausrüstungen haben. Sie sind darauf angewiesen, dass Segler, die hiervorbeikommen, helfen. Die Saison nach Covid hat erst angefangen – wir sind erst das 3. Boot. Bob zeigt uns, wo wir ankern können. Auf Korallen in 8-10 m Tiefe. Zuerst sind wir sehr unsicher, wir ankern nicht gerne auf Korallen. Manchmal gibt das Probleme mit Hängenbleiben und sogar Anker verlieren, weil er nicht mehr hochkommt. Doch Bob versichert – hier ist gut.

Bob ist unser Host. Jedes Segelboot, das hier eintrifft, bekommt eine Familie zugeteilt. Sie sorgen sich um uns, bringen uns mit ihrem Aluminiumboot durch die Small Passage an Land, bekochen uns, erzählen Geschichten über die Inselbewohner und wie es sich heute lebt.
Bevor wir uns zum Ausruhen hinlegen können, kommen Juliana (Health) und Arthur Neale (Immigration) zu uns an Bord. Alles muss korrekt sein und unsere Daten aufgenommen werden. Arthur ist der Sohn des legendären Tom Neale, welcher im Nationalpark auf der Insel Suwarrow gelebt hat. Alleine. Über 30 Jahre lang war er Parkranger dort.
Bob fragt uns auch gleich, ob wir mit an Land kommen. Okay, man soll es so nehmen, wie es sich grad anbietet und wir gehen mit.

Zuerst werden wir mit süssem wohlschmeckenden Kokossaft begrüsst und lernen gleich Bob’s Frau Toupu kennen. Danach führt uns Bob über die Insel und erklärt, wo was ist.

Lucky School Palmerston

Zurzeit betreut die Schule 7 Kinder. Als wir eintreffen, werden wir von den drei Lehrern herzlich begrüsst. Gleich erklären sie uns, wie hier alles abläuft. Dass die Schüler viel in Eigenregie selber arbeiten müssen. Sie sitzen auch ganz konzentriert in ihren Tischboxen und arbeiten. Nur die drei jüngsten Mädchen können es nicht lassen und sind ganz aufgeregt über unseren Besuch. Alisia darf uns das Areal zeigen und sie führt uns verantwortungsbewusst alles vor. Den Pflanzbereich für Gurken, Tomaten, Vanille, Salat, Kürbis, Ananas, etc. alles ist mit Netzen eingeschlossen, damit die Sonne nicht alles verbrennt und die Hühner nichts wegfressen. Auch der Kinderspielplatz für die beiden aller jüngsten Kindern Helen und Aloysius stellt sie selbstsicher vor und den grossen Sportplatz für Volley-, Korb- oder Fussballspiele.

Bob führt uns weiter zur der kleinen Krankenstation und wir lernen die Nurse kennen. Sie ist seit März diesen Jahres hier und hat sich für drei Jahre hier verpflichtet. Daneben steht wuchtig und gross ein doppelstöckiges Gebäude. Es ist cyclonesicher, hier finden sie Schutz, wenn einer kommt. Dies war immer wieder mal der Fall, am schlimmsten war es 1926, 1991 und 2016. Dann wurde fast die ganze Insel leergefegt und alles zerstört.
Den Strom kriegen sie durch eine Solaranlage, falls dies nicht reicht, kommt automatisch der Generator dazu. Das Internet liefert eine Satellitenschüssel(4G), welche von Neuseeland aus betreut wird.

Früher haben sie mit der Produktion von Copra für die Kokosölproduktion angefangen. Doch das wurde schlecht bezahlt. Bald haben sie sich auf das Fischen von Papageienfischen spezialisiert. Auf der ganzen Insel findet wir überall Gefriertruhen – dort lagern für die Lieferung zum Hauptort Raratonga viele frisch filetierte und schön verpackte Fische.

Wie wurde die Insel denn bevölkert?

Entdeckt durch James Cook am 16. Juni 1774.
Besitzer: britischer Kaufmann John Brander.

Anfang 1860 wurde William Marsters (Schiffszimmermann) auf die Insel zur Kokosölproduktion gesandt und traf 1863 mit drei polynesischen Frauen dort ein. Masters teilte das Land gleich in drei Teile für jeweils eine Frau und so entstanden drei Familien. So funktionierte es, so ist es heute noch. Sich vereinen und heiraten ist innerhalb einer Familie nicht erlaubt. Wenn Ausländer sich auf der Insel niederlassen wollen, müssen sie sich in die Familie Marsters einheiraten. Über 2000 Marsters-Nachfahren sind heute bekannt, weltweit zerstreut. Als William Marsters 1899 starb, hatte er 23 Kinder gezeugt und 134 Enkel.

Früher, wie auch heute noch, werden Wrackteilen von gestrandeten Schiffen zum Bauen ihrer Häuser weiter verwendet. Das Haus von William Marster ist aus Timberholz eines gestrandeten Schiffes entstanden und steht heute noch neben der Kirche. 1954 wurde Palmerston der Familie Marsters offiziell als Eigentum überschrieben.

Wir fragen Bob, wie viele Menschen, denn heute noch auf der Insel leben. Nur noch 28 Menschen. Vor einigen Jahren waren es noch rund 60 Personen, doch viele haben die Insel verlassen und sind weg. Ihre Häuser stehen leer und sehen so aus, als ob die Familie bald zurückkommt. Aber sie kommt nicht mehr. In der Ferne in Neuseeland oder Australien gibt es mehr Möglichkeiten Geld zu verdienen. Oder eine Ausbildung zu machen und eine Familie zu gründen. Die jungen Leute zieht es weg. Durch ihre Smartphones kriegen sie mit, was da in der Welt draussen alles wartet.

Trotzdem finden wir auch zwei Personen, die noch nicht lange wieder hier sind. Einer hat eine Marsters-Frau geheiratet und ist mit ihr nach Palmerston gezogen. Ein anderer war sein ganzes Leben in Neuseeland und hat dort im Militär gedient, heute ist er pensioniert und geniesst das ruhige Leben auf der Insel. Aber die Zukunftsaussichten sind traurig. Wie wird es wohl weitergehen? Das Paradies, das ein verlassenes Paradies ist.

Lunch

Mittagessen, gekocht von Toupu. Am ersten Tag gibt es Reis mit Corned Beef und in Teig gebackenen Papageienfisch. Zum Dessert: Eiscreme. Am zweiten Tag, da ist die Crew von SY LUPINA auch dabei, gibt es wieder Reis, gebratene Kokosbrötchen, gegrilltes Schweinefleisch und Fisch, dazu einen Kabis-Rüebli-Salat. Dessert: Eiscreme.

Alles ist hier sehr einfach, das Leben findet draussen statt. Wer sich hinlegen und ausruhen will, es hängen überall Hängematten bereit oder das Daybett draussen unter schattenspendenden Dächern lädt dazu ein. Die Hühner laufen dir zwischen den Beinen durch, die Palmen wiegen ihre Blätter im Wind, es ist sehr ruhig und gemütlich.
Bei einem Spaziergang über die Insel finden wir in der Inselmitte einen kleinen grünen und dichten Urwald. Sogar Mahagonibäume finden wir. Es ist absolut windstill, obwohl um die Insel der Wind bläst. Wunderschön!

Bei Edward, Dick, James und John setzen wir uns hin und plaudern etwas. Ältere Männer, die glücklich sind, wenn die Segler vorbeikommen und Abwechslung bringen. Wenn wir wieder gehen, werkeln sie irgendwo weiter; es gibt immer irgendetwas zu tun. Auch Bill mit seinem grossen Haus und seinen gesammelten Dingen. Unglaublich, was man hier alles entdeckt. Und an der Wand sind viele Fotos befestigt, die die Geschichte dieser Insel hier zeigen. Auch Toupu und Bill haben so einen Raum, an der Wand viele Bilder und in der Mitteeinen grossen Billiardtisch. Wow! Hier ist der Treffpunkt für viele lustige Abende.

Unsere Zeit ist um, wir verabschieden uns herzlich von Bob und Toupu und reisen mit unserem Schiff weiter Richtung Westen.

Check-in: Juliana Marsters zuständig für Health und Arthur Neals für Immigration.
Mit Bob geht’s an Land.
Zuerst die Erfrischung – süssen Kokosnusssaft.
Besuch in der Schule: Sie freuen sich über die Unterbrechung und über uns.
Jeder Schüler hat seinen Arbeitstisch. Für uns ist dieser fast beengend, es ist doch so viel Platz überall.
Alisia ist glücklich über diese kleinen Erfolge.
Die beiden Wirbelwinde Helen und Aloysius sind immer irgendwo in der Nähe.
Nurse mit Krankenstation
Schutz vor Cyclones findet alle hier.
Auf der Hauptstrasse ist nichts los, wir kommen uns vor wie im wilden Westen. Das erste Haus von William Masters steht noch da. Gebaut aus schweren Schiffsplanken von Wracks.
Jedes Haus wartet irgendwie auf seinen Einsatz. Wohl ewigs!
Alles wartet.
Mittagslunch mit Bob und Toupu.
Papageienfisch, Reis, Corned Beef, Kokossaft. Einfach und lecker.
Mitten im dichten Inselwäldchen eine Strassenlaterne, solarbetrieben.
Kein Windhauch ist hier zu spüren, obwohl es um die Insel ganz schön pfuust!
Eines der verlassenen Häuser. Schade.
Oder hier noch deutlicher – lost place.
Toupu hat Freude, wenn man in ihre Küche kommt.
Kokosbratlinge.
Fisch und Fleisch grillieren ist dann Männersache!
Helfende Hände sind gerne gesehen.
Lunch.
Finish.
Toupu und Bob.
Voller Freude präsentiert sie uns ihren Aufenthaltsraum mit dem Pooltisch. Für gesellige Stunden ist gesorgt.
Stolz erzählt sie kleine Anekdoten von ihrer Familie.
Auch der Nachbar Bill zeigt uns seine Erinnerungswand.

Niue

Ein kleines unabhängiges Land, unterstützt von Neuseeland (regelmässige Flüge von Niue nach Auckland), Linksverkehr und Währung NZD.

Vor der Ankunft hatte ich schon viele Gedanken wegen dem Dinghylift hier. Auf YouTube sind Videos zu finden, die zeigen, wie die Wellen das Herausheben des Dinghys manchmal unmöglich machen. Haben wir Wetterglück?

Es geht dann ganz einfach und ist sogar lustig. Auch, weil wir grad keine Wellen und Wind haben! Ein grosses Frachtschiff ist hier; es braucht auch wieder ein paar Tage zum Entladen. Die Arbeiter helfen uns gerne beim Kranen.

Eigentlich gefällt es uns hier auf Anhieb. Es ist allerdings sehr einfach hier. Von und mit was leben die Leute? Nachdem wir unsere SIM-Karte gekauft haben, fragen wir einen Mann, wo es einen Supermarkt gibt. Nathan klärt uns auf, das ist viel zu weit zum Laufen. Und dann fährt er uns auf den Hügel zum Laden, kauft mit uns ein und macht gleich noch eine kleine Sightseeingtour mit uns. Der Golfplatz, der Flughafen, die Tankstelle, das Museum, sein Haus und Geschäft. Er ist selbstständiger Automechaniker.

Zurück bei der Werft, fragt er uns, wenn wir Lust haben, zeige er uns in den nächsten Tagen gerne die Insel. Schnell tauschen wir die Kontaktdaten und verabschieden uns. Oh ja, darauf freuen wir uns!

Dinghy zum ersten Mal glücklich an Land gebracht …
… und geparkt.
Alofi – die Hauptstatt mit seinem kleinen Zentrum.
Nathan geht mit uns einkaufen und lädt uns für eine Rundtour ein.
Wir müssen Niue im Schnelllauf geniessen – hier Blick über Strand zur PASITO.
Niue hätte so viel zu bieten. Schluchten, Höhlen, viele Wanderwege.
Was will man machen, diesmal bestimmt das Wetter.
Holztrommel «Nafa». Im Touristik Center gönnen wir uns noch ein paar schöne Bilder von der Insel.
So sieht das Pier aus.
Jetzt geht’s wieder ab ins Wasser!
So, geschafft!

Zurück auf dem Schiff checken wir gleich die Wetterprognosen – jetzt wo wir endlich wieder Internet haben. Doch oh Schreck –das sieht nicht gut aus!

Schweren Herzens klarieren wir am nächsten Morgen gleich wieder aus, zahlen die hohe Departure Gebühr und bereiten uns auf die Abreise vor. Gerade mal zwei Übernachtungen konnten wir geniessen. Es tut weh.

Dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben, zeigt uns ein befreundetes Segelboot, die nach uns in Niue eingetroffen sind. Sie konnten kaum an Land, die Wellen erlaubten die Bedienung des Dinghylifts nicht, auch sie reisten so schnell wie möglich weiter. Ja, manchmal bestimmt das Wetter, was zu tun ist.

Unsere Überfahrt nach Tonga war dann nicht so lustig. Zuerst kaum Wind, wir mussten einiges motoren. Ein Tag war fast perfekt, wir kamen trocken und zügig voran. Doch das Sahnehäubchen kam am Schluss – wieder eine gemeinsam durchwachte Nacht mit viel wechselnden Winden (Richtung und Stärke) dazu viel Regen. Und am Schluss viele schräge Wellen – eine stieg sogar ins Cockpit!

Das Ankommen war dann, als würden wir bei Nebel in Schottland eintreffen; grau, kühl und nass.

Aber über etwas haben wir uns besonders gefreut: Nathan hat sich für unsere Freude über seine Hilfe und sein Angebot herzlich bedankt. So schöne und liebe Bekanntschaften in der Fremde sind so viel wert!

Jetzt sind wir in einem neuen Land – dem Königreich Tonga – und sehr neugierig.

Bye.

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