92 - Fiji - Vanua Levu
Fiji oder Fidschi
Weil es so hübsch aussieht, bleibe ich beim Fiji. Deutsch heisst es Fidschi, englisch und hier vor Ort Fiji. Das wäre mal geklärt.
Hier noch eine kleine Erfahrung, die wir mit euch teilen möchten. Das war vor unserer Abreise aus Tonga:
Stellt euch vor und schliesst dabei am besten eure Augen, ihr liegt im Bett und seid gerade eingeschlafen, weggesunken in den traumlosen Schlaf. Plötzlich weckt uns etwas, was war das? Dieses dumpfe Grollen, was ist das für ein Ton? Und warum vibriert das ganze Schiff so stark – es läuft doch kein Motor???
Schnell springen wir aus unseren Betten, beide gleichzeitig und tief erschreckt. Wir gucken aus den Fenstern und sehen – nichts. Alles dunkel. Doch wir hören, dass überall die Hunde aufgeregt bellen wie verrückt.
Vulkanausbruch? Wir sind im Gebiet des Feuerrings, vor einem halben Jahr ist weiter südlich ein Vulkan ausgebrochen.
Und jetzt? Ich fühle mich kurz ausgeliefert und leicht in Panik. Wir beruhigen uns wieder, auch die Hunde werden still. Also weiterschlafen.
News am nächsten Morgen: Erd- respektive Seebeben, Epizentrum ca. 134 km nordöstlich von uns / Vava'u Tonga, Stärke 6,9. Wow!
Nun wieder zu Fiji. Savusavu ist unsere erste Anlaufstelle. Hier können wir nach der Überfahrt von Tonga nach Fiji gut einklarieren und erst einmal ankommen und ausruhen. Schön ist dieser kleine Ort mit einer langen Strasse und vielen bunten Geschäften. Es herrscht eine rege Betriebsamkeit, die wir zuerst fast nicht ertragen. Das sind wir gar nicht mehr gewohnt. So viele Leute um uns rum. Gleich fallen uns die unterschiedlichen Menschen auf. Die Fijianer mit ihren krausen dunklen Locken und der etwas breiteren Nase (Melanesier), daneben viele indisch-abstammende Menschen.
Die Inder wurden zwischen 1879 und 1916 als Leiharbeiter nach Fiji geholt/gelockt. Sie mussten sich damals für mindestens fünf Jahre Arbeit verpflichten, vor allem für den Zuckerrohranbau. Danach sind viele geblieben und nicht mehr nach Indien zurückgekehrt. Die Akzeptanz der Fijianer war anfangs sehr schwierig, die Fremden wurden wirklich nur als Arbeiter geduldet. Dass die Inder zuerst als Zuckerrohranbauer und später mehr zu Händler wurden, war nicht so beliebt. Heute leben sie mehr oder weniger friedlich neben- und miteinander.
1970 erlangte Fiji die Unabhängigkeit der britischen Krone und wurde Teil des Commonwealth. Durch Unruhen und verschiedenen Interessen wurde sie jedoch 1987 wieder aus dem Commonwealth ausgeschlossen und eine Republik. Seit 2014 ist die Demokratie in Fiji wiederhergestellt und Fiji wieder ein Teil des Commonwealth.
Dies hat uns Ramesh erzählt. Sein Grossvater war so ein importierter Arbeiter, die Familie hat sich hier niedergelassen und er selber wurde auf Fiji geboren. Auf einem Spaziergang durch den Ort sind wir ins Gespräch gekommen und er hat uns seine Geschichte erzählt.
Wie das hier so ist, überall kommen wir sehr schnell ins Gespräch – sei es Lucy (Marktfrau auf dem Heimweg) auf einem Wanderweg, oder Andrew (Farmer beim Frühstück) im Restaurant, die Menschen sind so offen und gerne bereit, uns kennenzulernen und etwas zu quatschen. Andrew wollte dann unbedingt unser Boot besuchen; er war noch nie auf so einem Segelboot. Dann staunt er wie ein Kind, nimmt uns anschliessend mit seinem Auto mit und zeigt uns an der Südspitze den Cousteau Tauchspot.
Mit dem Bus nach Labasa
Im Hauptort Labasa soll es einen grossen und anschaulichen Markt geben. Den wollen wir besuchen und organisieren uns Tickets für den öffentlichen roten Bus. Wir sind Touristen und haben keine Buskarte, die man hier auflädt und damit Tickets kauft. Aber kein Problem, es findet sich immer eine Person, die das Geld oder das Aufladen aufnimmt und uns Tickets kauft. Der Busfahrer nimmt konsequent kein Bargeld (sonst droht Busse vom Transportunternehmen!). Mit der Crew von SAVA, Mel und Brian besteigen wir nun den Bus und fahren knapp zwei Stunden über die Berge nach Labasa. Die Landschaft ist zuerst üppig grün und wild überwachsen. Die vielen kleinen Täler sehen in der Morgenstimmung geheimnisvoll aus – so sanft. Nach ungefähr der Hälfte der Fahrt erreichen wir die Hochebene. Rasch wechselt die Landschaft von voll überwachsen auf bewirtschaftete Felder. Hier wird Zuckerrohr angebaut. AuchAnanas, Bananen, Melonen, Gemüse, etc. Die Häuser sind zweistöckig, unten derCarport und oben Wohnebene mit umlaufender Veranda. Alles sehr einfach, aber bunt.
Labasa ist wieder ein Ort mit einer langen geraden Strasse, dicht nebeneinander viele bunte Geschäfte. Nicht hübsch, aber quirlig. Einwohner ungefähr 28'000 Menschen.
Gleich nach dem Aussteigen stürzen wir uns ins Marktgewimmel. Das Dach ist niedrig, darunter ist alles dunkel und etwas kühler. Farbig ist alles Gemüse und Obst kunstvoll aufgereiht. Vor allem Auberginen, Gurken, lange lange Bohnen, Kartoffeln, Zwiebeln, Chili und Paprika, Tomaten, Ingwer, Pakchoy, Tarowurzeln, Bananen, Melonen und Ananas fallen ins Auge. Und Kavakava natürlich. Das ist die Pflanze hier. Zum Anbauen, Verkaufen und selber trinken!
Was ich sehr lustig finde: ich frage ja beim Fotografieren meistens vorher. Und hier sind alle sehr erpicht auf ein Foto zu kommen. Ich merke richtig, wie die Frau am Nebenstand förmlich darauf wartet und ganz nervös zappelt, dass ich aus sie frage. Wir sind sicher, wenn ich es unterlassen hätte, wäre sie gekränkt gewesen. Und so kommen einige Bilder zustande.
Boy-Guides
Zuerst zu den heissen Quellen, hier sind Löcher imBoden, da kommt 98°C heisses Wasser hervor. Die Leute kommen und kochen hier auch ihr Essen. Zeugen des Vulkans. Am Morgen sehen wir überall Dampf aufsteigen.
Wir laufen einer unbefestigten Strasse entlang nach oben. Die Häuser reihen sich hier mal weg von der Hauptstrasse und hier treffen wir auch diesen Ramesh. Er gibt uns den Tipp, weiter zu laufen, irgendwann geht es auf einen kleinen Pfad. Es ist steil, wir kommen ordentlich ins Keuchen. Es ist wieder sehr feuchtes Klima, wenn auch nicht so heiss.
Ein Mann zeigt uns den Weg und gibt gleich seinem Sohn und dessen Freund den Auftrag, uns den Weg zu zeigen und mitzulaufen. Die beiden Jungs sind vielleicht 8-9 Jahre alt und sehr schüchtern. Sie können noch nicht englisch sprechen, so bleibt die Konversation auf dem Minimum, dafür mehr Handzeichen. Sie führen uns auf den höchsten Punkt und zeigen stolz die Aussicht auf Savusavu und die Bucht mit den vielen Segelbooten. Sehr beeindruckend.
Ein andermal laufen wir auf der arg befahrenen Strasse Richtung Flugplatz. Es ist nicht so lustig, so neben der Strasse zugehen. Aber da es so stark geregnet hat, ist alles ziemlich matschig und so ist die geteerte Strasse etwas einfacher. Der Flugplatz ist sehr klein, die Propellermaschine kommen täglich von Viti Levu/Nadi hierhergeflogen. Zuerst laufen wir am Flughafengebäude vorbei – es ist ein so verlotterter kleiner Bretterhaufen, dass wir es schlicht nicht als Flughafengebäude identifiziert haben. Aber als wir es später von nahem bestaunen, finden wir alles sehr charmant. Hier ist nichts kompliziert. Eine offene Wartehalle ohne Wände, ein kleiner Getränkeautomat mit Fiji-Wasser und ein Office – hier werden die Flugtickets ausgestellt und das Gepäck abgegeben. Da ist das Gate und nach ein paar Schritten bist du schon im Flieger. Simpler geht es nicht.
Den Rückweg machen wir in einem grossen Bogen auf einer Nebenstrasse. Diese ist unbefestigt und mittlerweile einigermassen trocken, so dass wir nicht rutschen. Die Häuser mit ihrer atemberaubenden Aussicht auf die umliegenden wildbewachsenen Hängen und aufs offene Meer faszinieren uns. Plötzlich hört der Weg auf – vor uns nur dichtes Grün. Auf unserer App maps.me und auch in Google Maps soll es hier aber weitergehen! Vorsichtig wühlen wir uns durch das dichtbewachsene Feld. Es ist ein Kamm zwischen zwei Tälern. Nach ungefähr 500 m finden wir die Anschlussstrasse. Früher war dies eine Strasse, die regelmässig mit Autos befahren wurde (erzählt uns später Lucy). Heute dient sie als Zubringerstrasse und für Fussgänger. Wenn es regnet, wächst halt alles sehr rasch zu. Die Natur ist so mächtig und unaufhörlich aktiv. Ein guter Job hier ist auch der Rasentrimmer. Viele ziehen frühmorgens mit ihren Fadenrasenmäher los und kürzen Böschungen, Strassenränder, Rasenflächen, Sportfelder und alles andere. Immer wieder…
Wir finden hier sehr schöne und vor allem günstige T-Shirts. Made in India. Gute Qualität, schöne Muster für sehr wenig Geld (5-8 EUR). Lustig, aber nicht gerade angenehm finde ich das Durchstöbern der Kleiderständer. Wenn ich mal loslege, ist dicht hinter mir immer ein Verkäufer und beobachtet alles und wartet. Ungewohnt für mich.
Zu gerne möchten wir weiterziehen. Fiji hat so viele schöne Buchten, alles wäre so spannend. Aber das Wetter meint es weiterhin nicht gut mit uns. Viel Wind und viel Regen sind angesagt. Alle warten auf das Ende dieser Kapriolen. Aber das dauert. Ständig wechselt es wieder und wird nicht besser. Von Neuseeland her sind einige Tiefdruckgebiete heftig unterwegs nach Osten.
Dazu müssen wir langsam nach Denarau/Viti Levu. Das ist die grosse Hauptinsel von Fiji. Demnächst soll unser neues Segel dorthin geliefert und auch unsere nächsten Gäste werden bald eintreffen.
Für die nächsten Tage soll es nun ein geeignetes Wetterfenster geben und wir können endlich lossegeln.
Bis bald wieder.