96 - Nouméa

Ein Wechsel der Kultur.
Oktober 23

Neukaledonien – ein bunter Mix

Wir verlassen die Insel Tanna von Vanuatu mit seinem so sympathischen Naturvolk, das uns ans Herzen gewachsen ist. Dieses einfache Leben hier hat uns tief beeindruckt. Es ist uns bewusst, dass wir einen grossen Schritt machen, weg von den kleinen Inselvölkern des Pazifiks zu einer westlichen Welt, die uns sehr bekannt ist. Ein Scheideweg. Wollen wir wirklich zurück?
Aber eine grosse Auswahl haben wir nicht. Wieder einmal wird in ungefähr zwei Monaten die Hurrikan/Cyclone Saison aktuell. Dann müssen wir an einem Ort sein, wo wir sicher bleiben können oder das Risiko einer eventuellen Bekanntschaft mit einer Naturgewalt in Kauf nehmen.

Als wir New Caledonia erreichen, schockt uns diese kultivierte und saubere Welt schon etwas. Saubere Strassen mit festen schönen Häusern, die Autos sehen luxuriös aus, kaum eines hat einen Kratzer. Die Läden in den vielen Strassen der Stadt sind vielzählig, sehr differenziert und teilweise auch in gehobenem Standard mit Luxusmarken. Wir fühlen uns absolut fremd. Krasser könnte der Gegensatz gar nicht sein.

Aber dies dauert nicht lange und Nouméa zieht uns in seinen Bann.

Es hilft uns sehr, dass fast jedes Wochenende auf dem Platz neben dem Hafen Port Moselle ein kultureller Anlass stattfindet. Meistens treten Tanzgruppen aus Polynesien auf – das kennen wir und lieben es. Tut gut, dies wieder zu sehen und zu hören! Diverse kleine Stände rund um den Platz bieten die verschiedensten Leckereien an. In Fiji hatten wir viel indische Einflüsse, hier sind es mehr die Asiaten (Chinesen, Vietnamesen, etc.). Überall duftet es herrlich und schmeckt lecker.

Tanzgruppe aus Wallis…
... und Tahiti

Und hier das Fest der Köstlichkeiten:

Bald bereit zum Degustieren.
Überall duftet es herrlich.

Es ist schwierig ins Hinterland von Neukaledonien zu gelangen. Die Wege sind weit, das Land ist gross. Also konzentrieren wir uns vorerst auf die Umgebung von Nouméa. Zu Fuss suchen wir Wege zu interessanten Punkten.

Der Zoo mit seinen vielen Vogelarten ist gut erreichbar. Den grössten Teil des Weges können wir sogar im grünen Wald auf bequemen Naturwegen laufen. Dazu bietet der Gipfel einen atemberaubenden Ausblick auf die Umgebung. Wir sehen weiter hinten Berge des Hinterlandes von Nouméa und etwas näher ein Abbaugebiet von Nickel. Dieses Mineral ist hier sehr wichtig für die Wirtschaft, neben Magnesium, Eisen, Kobalt, Chromium und Manganese. Weitere Wirtschaftssektoren sind der Finanzhandel und der Tourismus.
An der Kasse des Tiergartens müssen wir nur die Hälfte des Eintrittes bezahlen – wir sind über 60 Jahre alt!!!! Das erste Mal ist der Seniorenpreis für uns gültig, man ist das komisch! Wir lachen darüber, nehmen es mit Humor!
Nach so vielen Begegnungen mit Tieren in freier Wildbahn, schlucken wir mehrmals, diese nun eingesperrt in Käfigen hier anzutreffen tut weh. Dafür können wir sie in Ruhe und sehr nah bestaunen. Mit dem Rosakakadu kommunizieren wir sogar richtig hin und her – wir verlieben uns gleich in diesen lustigen Vogel und sein «Cou-cou». Auch der endemische Cagou ist äusserst interessant; er erinnert uns an den Kiwi in Neuseeland. Er ist ebenfalls ein Laufvogel, kann nicht fliegen. Beinahe 30 cm gross. Ein Wärter füttert ihn mit Leckerbissen und erzählt uns von seiner Art.

Grue couronnée
Countre soleil
Und hier unsere Lieblinge – Rosakakadu.
Cagou

Hier ist eine Abbaumine, gleich neben der Stadt.

Ein weiterer Ausflug, diesmal mit dem Bus, bringt uns zum Kulturzentrum Tjibaou. Renzo Piano, der berühmte Architekt aus Italien, hat diese Gebäude entworfen und gebaut. Die Anlage ist sehr schön gestaltet und die Häuser erinnern an die ursprünglichen Hütten der Kanaken. Ein Fest fand letztes Wochenende hier statt, heute ist es richtig ruhig und fast verlassen. Etwas enttäuscht sind wir. Hätte man da nicht mehr daraus machen können? Die Ausstellung ist dürftig, dabei könnte man doch so viel über dieses Volk zeigen. Wir nehmen an, dass in der Arena im Gelände öfters Vorstellungen gegeben werden, wir haben es jetzt halt einfach verpasst. Tjibaou war ein Kanake, hat sich politisch engagiert und sich sehr für die Unabhängigkeit Neukaledoniens eingesetzt. Er wurde leider ermordet.
Wir denken, dass auch heute noch viel Spannung zwischen den Kanaken und der restlichen Bevölkerung vorhanden ist. An einem anderen Anlass konnten wir einen Fast-Zusammenstoss zwischen zwei Gruppen miterleben. In Neukaledonien leben drei Gruppen von Bewohnern: die Kanaken als melanesische Ureinwohner (rund 41%), dann die Caldoches, Nachfahren der ersten Siedler aus Frankreich und die Métropolitains, die französischen Neueinwanderer.

Die modernen Gebäude im Hintergrund, die die ursprünglichen Häuser symbolisieren.

Mr. Tjibaou

Als wir hier ankamen, wurden wir in die Marina für das Einklarieren geführt. Wir bleiben im Hafen Port Moselle hängen undgeniessen den Komfort, sicher und ruhig zu parken und jederzeit an Land und direkt in die Stadt gehen zu können. Die letzten Jahre waren wir hauptsächlich vor Anker, jetzt gönnen wir uns diesen Luxus ein wenig.

Ruedi durfte hier noch etwas ganz Spezielles erleben. Bei einem Hafenrundgang entdeckte er – wir können es fast nicht glauben, welch ein Zufall – das Segelschiff FREEDOM (heute LADY FREEDOM). Das ist DAS Schiff, dass Ruedi vor zwanzig Jahren gekauft und von Spanien nach Australien gesegelt hat. Dort verkaufte er es an einen Schweizer – der lebt heute noch darauf! Was für eine unerwartete Überraschung!

FREEDOM… damals war der Rumpf noch blau.

Eigentlich warten wir hier in Nouméa noch auf Seglerfreunde. Doch die beiden Spanier aus Galizien segelten zuerst noch eine andere Insel in Vanuatu an. Jetzt hängen sie dort fest, weil das Wetter, der starke Wind von Südosten, sie daran hindert, nach Neukaledonien zu segeln. Wir lernten sie in Tanna kennen und hatten viel Spass zusammen. Schade, zu gerne hätten wir noch etwas Zeit mit ihnen verbracht. Aber wenn das nächste passende Wetterfenster kommt, werden wir weiter nach Australien reisen.

See you there, bye.

Architekturhäppchen:

Alte Dekorationen werden an diesem Gebäude liebevoll restauriert.
Moderne Flaniermeile am Meeresufer.
So viele verschiedene Baustile hatten wir schon lange nicht mehr vor Augen.
Bis demnächst.

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